Studie: Grundeinkommen führt nicht in die Hängematte
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Aktion zum Pilotprojekt bedingungsloses Grundeinkommen (Archivbild)
Berlin (epd).

Die Zahlung eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) wirkt sich einer Studie zufolge bei den Beziehern positiv auf Lebenszufriedenheit und Arbeitsleben aus. Menschen arbeiteten zwar nicht weniger, seien aber deutlich zufriedener im Beruf und mental gesünder, sagte die Wiener Wirtschaftspsychologin Susann Fiedler als Mitautorin am 9. April in Berlin bei der Vorstellung einer Langzeitstudie zum bedingungslosen Grundeinkommen.

Initiiert wurde das Pilotprojekt mit insgesamt rund 1.700 erwerbstätigen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern vom Verein Mein Grundeinkommen und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). DIW-Studienleiter Jürgen Schupp sagte, die Ergebnisse entkräfteten das Stereotyp, dass Grundeinkommensbezieher in die „soziale Hängematte“ abgleiten: „Es wäre wünschenswert, wenn in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft hoffentlich künftig verstärkt faktenbasiert gestritten würde.“

„Führt nicht in selbstgewählte Arbeitslosigkeit“

Die Studienteilnehmer waren im Alter zwischen 21 und 40 Jahren. Rund 120 von ihnen erhielten zwischen Juni 2021 und Mai 2024 monatlich 1.200 Euro Grundeinkommen zur freien Verfügung. Für die Studie wurden sie im Laufe der drei Jahre wie auch eine Vergleichsgruppe ohne Grundeinkommen achtmal zu Einkommen, Gesundheit, Wohlbefinden, Erwerbstätigkeit und Zukunftsplänen befragt. Teilnehmen konnten Personen mit einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 1.100 und 2.600 Euro. Finanziert wurde das BGE durch Spenden von mehr als 200.000 Menschen. Ein neuer Versuch soll im Mai starten.

Studien zu einem BGE gab es in der Vergangenheit etwa in Finnland und den USA. Die Ergebnisse sind wegen der unterschiedlichen Studiendesigns schwer zu vergleichen.

Laut den Initiatoren führt das bedingungslose Grundeinkommen „nicht in die selbstgewählte Arbeitslosigkeit“. Entsprechende Annahmen, die von einem Erwerbsrückgang von bis zu 27 Prozent ausgingen, müssten überdacht werden. Auch Arbeitszeit wurde nicht wesentlich verringert. Zentrales Ergebnis sei eine signifikante Verbesserung des subjektiven Wohlempfindens der Bezieher.

Allgemeine Zufriedenheit mit dem Leben gestiegen

Deren allgemeine Lebenszufriedenheit sei um 42 Prozent gestiegen und über den Studienverlauf hinweg stabil geblieben. Die mentale Gesundheit verbesserte sich um 30 Prozent, sagte Fiedler. Vereinschefin Klara Simon ergänzte, ein BGE könne zu massiven Einsparungen im Gesundheits- und Sozialsystem führen.

Ein weiteres Ergebnis: Die Bezieher sparten mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Geldzahlungen. Sie gaben zudem knapp acht Prozent der Zahlungen zur Unterstützung von Familie und Freunden oder spendeten für wohltätige Zwecke.

Zur Frage der staatlichen Finanzierbarkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle wirbt der Verein für einen Steuermix. Ein mit dem DIW entwickelter Online-Finanzierungsrechner zeige, „das Grundeinkommen ist finanzierbar“.

So werde die Mittelschicht deutlich gestärkt, 83 Prozent der Bevölkerung würden finanziell profitieren. „Bis zu einem Nettoeinkommen von 3.350 Euro hätten die Menschen mehr“, rechnete Vereinschefin Simon vor. Für weitere sieben Prozent würde sich nichts ändern. Nur zehn Prozent müssten mehr zur Finanzierung eines BGE beitragen.