Digitale Medien sollten nach den Worten der Bremer Medienpädagogin Susanne Roboom bereits in der frühkindlichen Bildung eine Rolle spielen. „Schon im Kita-Alter ist der Alltag der Kinder von Displays und Smartphones umgeben“, sagte die Bremer Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins für Medien- und Kulturpädagogik „Blickwechsel“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Deshalb ist es auch nicht die Frage, ob das Digitale eine Rolle spielen soll, sondern wie.“ So seien Vorsicht und Umsicht geboten im Umgang mit „digitalen Schnullern“.
Roboom macht sowohl Eltern wie auch Kita-Fachkräften Mut, sich den digitalen Medien als Erziehungsthema zu stellen und die damit verbundenen Chancen zu nutzen. „Ich kann mit digitalen Geräten mehr machen als nur konsumieren“, betonte sie. So ließen sich Tablet und Smartphone als kreatives Werkzeug einsetzen, um beispielsweise Trickfilme zu produzieren. „Auf diese Weise schulen wir den Umgang mit Medien, können Grenzen aufzeigen und stärken bei den Kindern den kritischen Blick auf das Digitale.“
Eltern mit Vorbildfunktion
Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 bekämen Kinder durchschnittlich schon im Alter von einem Jahr Zugang zu internetfähigen Geräten, verdeutlichte Roboom. „Zu viel Medienzeit ist nicht gut - weder für Kinder noch für Erwachsene. Deshalb kommt es uns darauf an, Eltern und die Fachkräfte in den Kitas im kritischen und kreativen Umgang zu stärken und Kinder gut zu begleiten.“
Dabei spielt Roboom zufolge die Vorbildfunktion der Eltern eine zentrale Rolle. „Wenn beispielsweise ein Gespräch mit dem Kind unterbrochen wird, weil auf dem Smartphone eine WhatsApp ankommt, ist das schwierig. Wir sollten dem Smartphone den Platz im Alltag zuweisen, der ihm gebührt. Es darf nicht die Regie übernehmen. So reduzieren wir auch Konflikte mit dem Kind.“
Medien dürften zudem nicht als Druckmittel eingesetzt werden etwa durch ein Fernsehverbot, wenn das Zimmer noch nicht aufgeräumt sei. „Das erhöht den Wert digitaler Geräte. Dann gilt der Satz: Die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los.“
„Müssen hingucken, was Kinder machen“
Vorsicht sei auch angesagt, wenn das Internet als Babysitter und „digitaler Schnuller“ eingesetzt werde. So gebe es auf TikTok und Youtube Inhalte, die für Kinder im Kita-Alter auf dem Index stehen sollten, warnte Roboom. „Wir müssen hingucken, was die Kinder auf den Geräten machen. Es gibt viele altersgerechte Angebote wie den kleinen Elefanten, die Sendung mit der Maus oder den Kritzel-Klub.“
Mit Blick auf Politik und Gesellschaft betonte die Expertin: „Wir brauchen finanziell abgesicherte verlässliche Angebotsstrukturen mit Fortbildungen für digitale frühkindliche Bildung.“