Der RBB hat „schwerwiegende Fehler“ bei der Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar eingeräumt. Zugleich kündigte der Sender am 24. Januar eine externe Untersuchung der Vorgänge an. Der Sender habe „Stefan Gelbhaar durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan“, hieß es. Chefredakteur David Biesinger erklärte: „Wir bedauern diesen Fehler zutiefst und bitten Stefan Gelbhaar um Entschuldigung.“
In der vergangenen Woche waren Zweifel an den Vorwürfen gegen Gelbhaar lautgeworden. In der Folge zog der RBB große Teile seiner Berichterstattung zurück, die sich auf eidesstattliche Versicherungen gestützt hatten. Behauptungen, die der Sender zunächst noch für zulässig gehalten hatte, untersagte Anfang der Woche das Landgericht Hamburg.
„Identität einer Zeugin nicht ausreichend überprüft“
Der Sender erklärte nun, RBB-Journalisten hätten die Identität einer Zeugin nicht ausreichend überprüft, die für die Berichterstattung zentral gewesen sei. Dies betreffe diejenige Person, „die die bedeutendsten Vorwürfe gegen Stefan Gelbhaar erhob.“ RBB-Recherchen zufolge waren die Vorwürfe von einer Grünen-Bezirkspolitikerin unter falscher Identität erhoben worden.
Im Laufe der Recherche habe Kontakt zu der angeblichen Zeugin ausschließlich telefonisch und schriftlich bestanden, nicht jedoch von Angesicht zu Angesicht. Die Bitte um ein Treffen sei dem Rechercheteam vorerst unter verschiedenen Vorwänden versagt, die Zusendung einer Personalausweiskopie zwar zugesichert, diese Zusicherung jedoch nicht erfüllt worden.
Neben ausführlichen Telefonaten habe zudem Fürsprache durch Dritte vorgelegen, die dem Autorenteam lange bekannt seien. Später habe sich herausgestellt, dass auch diese die Person nicht von Angesicht zu Angesicht gekannt hätten. „Ein persönliches Treffen hätte in diesem Fall zwingend stattfinden müssen“, hieß es.
Fiktive Szene nachgestellt
Der RBB bezeichnete es ebenfalls als Fehler, dass in der „rbb24 Abendschau“ eine „nachgestellte Szene“ gezeigt worden sei, die den Austausch des Rechercheteams mit einer der nach eigenen Angaben betroffenen Frauen zeigen sollte. Diese Bilder hätten nahegelegt, dass ein solches Gespräch in ähnlicher Weise stattgefunden habe. Diese Darstellungsform sei nicht legitim gewesen, da ein solches Treffen nicht stattgefunden habe.
Auch bei der Abnahme sei es zu Versäumnissen gekommen. Hier hätten die vereinbarten Abläufe und Standards nicht ausreichend gegriffen, da nicht offen thematisiert worden sei, dass niemand die Zeugin persönlich getroffen habe.
Für die Untersuchung soll eine extern besetzte Kommission eingesetzt werden. Experten sollten dabei analysieren, ob es noch weitere Fehler gegeben habe und welche Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen seien. „Um den Anschein von Interessenkonflikten zu vermeiden, übergebe ich die weitere Aufklärung in unabhängige Hände“, sagte Chefredakteur Biesinger. Der RBB werde die Vorgänge auch journalistisch rekonstruieren und die Aufarbeitung publizieren.