"Best of Internet 2024": Nominierungen für Grimme Online Award
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Grimme Institut
Marl (epd).

Für den begehrten Grimme Online Award sind in diesem Jahr fast tausend Beiträge eingereicht worden, von denen nun 27 für eine Auszeichnung nominiert sind. Die Produktionen von Informations-, Nachrichten- und Rechercheportalen, Instagram- oder Tiktok-Auftritten konkurrieren in den Kategorien Information, Wissen und Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie Spezial um den undotierten Medienpreis, wie das Grimme Institut am 3. September in Marl mitteilte. Die Jury kann bis zu acht Preisträger auswählen. Die Preisverleihung findet am 16. Oktober im Grimme Institut in Marl statt. Moderieren wird sie die Journalistin Anja Backhaus.

Das Kriterium des Mehrwerts, der durch das jeweilige Online-Format geschaffen wird, habe diesmal besonders im Fokus gestanden, erläuterte die Auswahl-Kommission. Bei der großen Zahl an Podcasts sei noch stärker als in vorhergehenden Jahren berücksichtigt worden, ob neben der reinen Audioausspielung auch weitere Möglichkeiten der Internetpublizistik genutzt werden. „TikTok-Kanäle sind noch präsenter geworden, und es war spannend zu sehen, wie viel Information auch in kurzen Formaten zielgruppengerecht übermittelt werden kann“, hieß es.

Historische Aufnahmen von Juden-Deportationen

Zu den Preisanwärtern zählt etwa eine digitale Ausstellung des rheinischen LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte, die sich mit der Flutkatastrophe 2021 in Euskirchen befasst. Der Internet-Auftritt konkurriert in der Kategorie Information mit einem interaktiven Beitrag des Berliner „Tagesspiegels“ zu den Folgen europäischer Schusswaffenlieferungen in die USA. Ebenfalls nominiert wurde der TikTok-Kanal Fakecheck des MDR, der TikTok-Videos auf ihren Wahrheitsgehalt prüft.

In der Rubrik Wissen und Bildung finden sich mit 13 Preisanwärtern die meisten Nominierten. Darunter ist ein Verbundprojekt, das an der Freien Universität Berlin angesiedelt ist: Der Bildatlas „#Last Seen. Bilder der NS-Deportationen“ zeigt vor allem historische Fotografien der Deportationen von Juden, Sinti und Roma und bietet eine interaktive Ausstellung, für die fortlaufend Bilder wissenschaftlich erschlossen werden.

Der Podcast „Auf dünnem Eis“ des Deutschen Technikmuseums wendet sich an Kinder und vermittelt Erkenntnisse des Forschungsschiffes Polarstern in der Arktis. Das Datenprojekt „Die Treuhand und die Folgen“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur blickt auf die Arbeit der Treuhand und die Wege ostdeutscher Betriebe nach der Wiedervereinigung.

Thematisch zeigten sich einmal mehr die Möglichkeiten des Netzes als Erinnerungsraum und Archiv, erklärte die Kommission. Vergangenheitsbewältigung sei ein prägendes Thema.

Correctiv-Recherche nominiert

In der Rubrik Kultur und Unterhaltung kann der TikTok-Kanal „eineminutegeld“ des MDR mit Spartipps oder Erklärungen zu Wirtschaftsphänomenen auf eine Auszeichnung hoffen. Nominiert ist auch der SWR-Instagram-Kanal „Migratöchter“, der sich an die migrantische und postmigrantische Community richtet und wechselnde Protagonisten zu Wort kommen lässt. Auch das Rechercheportal des Netzwerks Correctiv mit seiner Aufdeckung des „Geheimplans gegen Deutschland“ ist für den Grimme Online Award nominiert.

Zum ersten Mal wird in diesem Jahr auch ein „Sonderpreis KI“ verliehen. Übergeben wird ihn NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) am 16. Oktober. Nominiert sind der Podcast „KI verstehen“ des Deutschlandfunks, der „KI-Podcast“ von BR24 und SWR sowie der Podcast „In 5 Tagen Mord - die Krimi Challenge mit KI“ von BR2.

Der undotierte Grimme Online Award wird jährlich für die besten publizistischen Internet-Angebote des Jahres verliehen. Das Grimme Institut war jedoch aufgrund eines Finanzlochs im aktuellen Haushalt in finanzielle Schieflage geraten. Der Online Award sollte deshalb zunächst für dieses Jahr gestrichen werden. Größter Gesellschafter des Instituts ist mit 40 Prozent der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV). Jeweils zehn Prozent halten das Land NRW, das zugleich größter Geldgeber ist, die Film- und Medienstiftung NRW, die Landesanstalt für Medien NRW, die Stadt Marl sowie die Sender WDR und ZDF.