Zeichen und Gesten
s:69:"Franziskus und der damalige EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm (2017)";
Franziskus und der damalige EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm (2017)
Papst Franziskus und die Ökumene
Frankfurt a.M. (epd).

Die Hoffnung auf Fortschritte in der Ökumene waren groß, als der aus Argentinien stammende Kardinal Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 zum Oberhaupt der katholischen Weltkirche gewählt wurde und sich fortan Papst Franziskus nannte. Der am Ostermontag im Alter von 88 Jahren in Rom gestorbene Franziskus hinterlässt jedoch eine gemischte Bilanz, was die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und anderen Kirchen, Religionsgemeinschaften und Glaubensrichtungen angeht.

Sein vielleicht größtes Erbe bleibt wohl die dreijährige Weltsynode der katholischen Kirche, die Ende Oktober 2024 im Vatikan zu Ende ging. Sie beriet über die Struktur und die Ausrichtung der katholischen Kirche. Dabei hatten nicht nur Bischöfe, sondern auch Ordensvertreter und Laien ein Stimmrecht, darunter auch Frauen. Franziskus verordnete der katholischen Kirche damit eine „synodale“ Struktur. Dies macht die katholische Kirche den Kirchen des Ostens und den evangelischen Kirchen ähnlicher.

Papst als „Ehrenoberhaupt“

Franziskus hat in seiner Amtszeit keine Enzyklika speziell zur Ökumene veröffentlicht. Als letzte bedeutende päpstliche Enzyklika zur Ökumene gilt „Ut unum sint“ „ (“Dass sie eins seien„) von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1995. Allerdings sorgte Franziskus mit einem anderen wichtigen Dokument für Aufsehen: In dem Studiendokument mit dem Titel “Der Bischof von Rom", das mit seiner Zustimmung im Juni 2024 veröffentlicht wurde, geht es vor allem um die Vormachtstellung des Papstes gegenüber anderen Kirchenoberhäuptern.

In dem Text wird vorgeschlagen, dass diese den Papst als „Ehrenoberhaupt“ akzeptieren. Ein neues Verständnis des Papstprimats und eine veränderte Ausübung dessen sollten zur „Wiederherstellung der Einheit der Christen beitragen“. Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, der deutsche evangelische Theologe Heinrich Bedford-Strohm, begrüßte die Reformvorschläge zur Rolle des Papstamtes grundsätzlich. Der prinzipielle Ausschluss von Frauen von dem möglichen Ehrenprimat - wie von den katholischen Weiheämtern - bleibt auf absehbare Zeit aber ein Streitpunkt zwischen den Kirchen.

Vatikan stoppte Handreichung der Bischofskonferenz zum Abendmahl

Den Kirchen der Reformation näherte sich Franziskus dennoch an. Als zeichenhafte Handlung bleibt der Abendmahlskelch in Erinnerung, den Franziskus im November 2015 der evangelisch-lutherischen Gemeinde bei einem Besuch ihrer Kirche in Rom schenkte. Symbolhaft signalisierte er eine Annäherung zwischen den unterschiedlichen Lehren von Eucharistie und Abendmahl von Katholiken und Protestanten.

Doch es blieb nur beim Symbol. 2018 stoppte der Vatikan eine geplante Handreichung der katholischen deutschen Bischöfe zum Empfang der Kommunion für protestantische Ehepartner, auch wenn Franziskus nicht grundsätzlich gegen ihren Inhalt war. Das Verständnis des Abendmahls bleibt also weiter einer der größten Differenzen zwischen den christlichen Konfessionen. An katholischen Eucharistiefeiern dürfen bislang in der Regel nur Katholiken teilnehmen, während in der evangelischen Kirche auch Christen anderer Konfession eingeladen sind.

Historischer Besuch beim LWB in Lund

Ein historisches Ereignis waren der Besuch von Papst Franziskus im schwedischen Lund und die gemeinsame gottesdienstliche Feier mit dem Lutherischen Weltbund im Jahr 2016: Als erster Papst erinnerte Franziskus am Reformationstag in einem gemeinsamen Gottesdienst mit Lutheranern an den Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert. Dabei rief er die Christen zur Einheit auf. In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich Katholiken und Lutheraner zur Ökumene und übernahmen Mitverantwortung für die Kirchenspaltungen der Vergangenheit.

Ein weiterer Schwerpunkt des Pontifikats von Papst Franziskus waren der interreligiöse Dialog und der Einsatz gegen Antisemitismus. Dieser sei unerlässlich für den Frieden zwischen Völkern und Gemeinschaften, sagte er. Unermüdlich warb er für den Dialog mit dem Islam. Im September 2024 besuchte er Indonesien, das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. In Jakarta unterzeichnete er eine gemeinsame Erklärung zur „Förderung des Einklangs der Religionen zum Wohl der Menschheit.“

Von Stephan Cezanne (epd)