Papstwahl im Konklave: Geheime Abstimmung der Kardinäle
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Kardinäle ziehen zur Papstwahl in Sixtinische Kapelle ein (Archivbild)
Rom (epd).

Mit dem Tod des Papstes beginnt im Vatikan die Sedisvakanz, also die Zeit des „freien Stuhls“. Der Stuhl Petri muss neu besetzt werden. Das Prozedere, um einen neuen Papst zu küren, folgt klaren Regeln. Beim Konklave stimmen die wahlberechtigten Kardinäle in einer geheimen, nicht öffentlichen Versammlung darüber ab, wer das neue Oberhaupt der katholischen Kirche werden soll. Die Abstimmung findet seit 1878 in der Sixtinischen Kapelle statt. Diese liegt direkt nördlich des Petersdoms und befindet sich heute in den Vatikanischen Museen.

Umgeben sind die Kardinäle während des Konklaves lediglich von den weltberühmten Fresken an den Wänden und der Decke. Die Männer werden die gesamte Dauer des Konklaves von der Außenwelt komplett abgeschottet. Sie dürfen keinen Kontakt zu Außenstehenden haben - auch Zeitung lesen, Radio hören, fernsehen oder die Nutzung des Internets sind strengstens verboten.

Die Kardinäle sind während des Konklaves im vatikanischen Gästehaus Santa Marta untergebracht, in dem Papst Franziskus auch seine Wohnräume hatte. Er war nach dem letzten Konklave einfach dort geblieben und hatte nach seiner Wahl darauf verzichtet, die prunkvolle Papstwohnung im apostolischen Palast zu beziehen. Bis zu einer Regeländerung von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996 mussten die Kardinäle, die über die gesamte Dauer des Konklaves in der Sixtinischen Kapelle eingeschlossen wurden, dort auch in kleinen Zellen nächtigen.

135 der 252 Kardinäle wahlberechtigt

Auch alle Menschen, die mit den Kardinälen während des Konklaves in Kontakt kommen, sind zu strengster Geheimhaltung verpflichtet und legen vorher einen Eid darüber ab, nichts von dem, was sie hören und sehen, nach außen zu tragen. Dazu zählen neben dem Zeremonienmeister Diego Giovanni Ravelli und dessen Helfern zum Beispiel Beichtväter, Ärzte, Krankenpfleger, Fahrer, Techniker oder das Personal des Speisesaals von Santa Marta.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche, die derzeit weltweit 1,4 Milliarden Mitglieder zählt, wird in geheimer Abstimmung gewählt. Alle Kardinäle, die noch nicht ihren 80. Geburtstag hinter sich haben, sind verpflichtet, an der Papstwahl teilzunehmen. Laut Vatikan sind aktuell 135 der insgesamt 252 Kardinäle wahlberechtigt. 108 von ihnen wurden von Papst Franziskus ernannt, 22 von Papst Benedikt XVI. und fünf noch von Papst Johannes Paul II..

Aus Europa stammen 53 der Kardinäle, die über den neuen Papst entscheiden, aus Asien 23, aus Afrika 18, aus Südamerika 17, aus Nordamerika 16, und aus Zentralamerika und Ozeanien jeweils 4.

Zweidrittelmehrheit erforderlich

Der Papst wird auf Lebenszeit gewählt, daher soll eine möglichst große Einigkeit über die Person erreicht werden, die dieses Amt übernimmt. Wer mindestens zwei Drittel der Stimmen aus dem Kardinalskollegium auf sich vereinen kann, ist der neue Papst. Zur Wahl stehen alle Anwesenden - wie auch theoretisch jeder unverheiratete, katholisch getaufte Mann. Es wird so lange gewählt, bis einer die erforderliche Mehrheit hat. Die Kardinäle schreiben ihren Wunschkandidaten auf Stimmzettel, möglichst so, dass ihre Schrift nicht zuzuordnen ist. Nach der Auszählung und Niederschrift des Ergebnisses durch drei Wahlhelfer werden die Zettel auf eine Schnur aufgefädelt und verbrannt.

Beigefügte Chemikalien sorgen dafür, dass der Rauch, der für die Welt sichtbar aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle kommt, so lange schwarz ist, bis ein neuer Papst gefunden ist. Weißer Rauch zeigt den Menschen an: Habemus Papam! Wir haben einen Papst! Kurze Zeit später wird der Name des neuen Oberhauptes der katholischen Kirche von der Benediktionsloggia des Petersdoms aus verkündet. Direkt im Anschluss erteilt der neue Pontifex von dem Balkon aus erstmals den Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis).

Einige Beobachter erwarten italienischen Papst

Allein aus Italien sind 17 Kardinäle im Konklave stimmberechtigt. Schon vor der Wahl des Argentiniers Jorge Mario Bergoglio 2013 waren Experten davon ausgegangen, dass die italienische Fraktion darauf hinarbeiten würde, nach dem Polen Karol Wojtyla und dem Deutschen Joseph Ratzinger wieder einen Italiener auf dem Stuhl Petri zu platzieren. Auch aktuell gehen viele Beobachter davon aus, dass der künftige Papst aus Italien stammen könnte.

Da Kardinäle aus aller Welt zur Papstwahl nach Rom kommen müssen, beginnt das Konklave nicht direkt nach dem Tod oder Rücktritt eines Papstes, aber maximal 20 Tage danach. In früheren Jahren zogen sich die Konklaven auch länger, das längste dauerte mehr als zweieinhalb Jahre (Wahl Gregor X., 1271 bis 1276). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts dauerten die Papstwahlen nie länger als vier Tage. Jorge Mario Bergoglio wurde am zweiten Wahltag nach fünf Wahlgängen zum Papst gewählt.

Von Almut Siefert (epd)