"Keine Panik!": Fastenzeit soll Raum geben für existenzielle Fragen
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Evangelische Fastenaktion "7 Wochen Ohne"
Evangelische Kirchen laden ein zu "7 Wochen Ohne"
Hannover, Frankfurt a.M. (epd).

Mach keine Alleingänge, zeig dich, hab ein großes Herz und sei großzügig: Es geht um Anstöße für mehr Achtsamkeit, um Menschlichkeit im Alltag - und zugleich um Kardinaltugenden und Todsünden. Bei „7 Wochen Ohne“, der Fastenaktion der evangelischen Kirchen, rücken der Mensch und sein Tun im Mittelpunkt - und nicht zuletzt der Wunsch nach Veränderung. So stellten Teilnehmende in der Vergangenheit bereits ihren Ehrgeiz, ihre Ehrlichkeit, ihren Optimismus oder ihre Zuverlässigkeit auf den Prüfstand. Unter dem Motto „Luft holen - Sieben Wochen ohne Panik“ sind die Menschen in diesem Jahr zum Fasten eingeladen.

Die Fastenaktion von Aschermittwoch (5. März) bis Ostermontag (21. April) solle Raum geben für die Beschäftigung mit existenziellen Fragen, sagt der hannoversche Landesbischof Ralf Meister als ihr Botschafter. Sein persönlicher Bezug zu dem Thema gehe auf ein Zitat von Greta Thunberg zurück. Sie hatte 2019 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos angesichts des Klimawandels unter anderem den Satz geäußert: „I want you to panic.“ Diese Aussage habe ihn ins Grübeln gebracht, wie Menschen auf Situationen reagieren könnten, verrät Meister.

„Gedanken Raum und Zeit geben“

Bei Panik gehe es darum, dass ein Mensch kein Bewusstsein mehr dafür habe, was um ihn herum geschieht, erläutert der Landesbischof. „Panik lässt kaum Handlungsoptionen.“ Jeder und jede könne das anhand eigener Erlebnisse nachvollziehen. „Panik hat auch mit Geschwindigkeit zu tun - einer Geschwindigkeit, bei der klar ist: Du hältst nicht mehr mit.“ Deswegen passe als Gegengewicht dazu sehr gut das Luft holen, sagt der Landesbischof. „Wer bewusst Luft holt, gibt seinen Gedanken Raum und Zeit, sich zu formen.“

Mit der Fastenaktion solle ein bewusstes Gegengewicht zu „atemlosen Zeiten“ gesetzt werden. Es solle Zeit sein, innezuhalten und den Blick auf den Alltag vielleicht sogar dauerhaft zu verändern. Für jede der sieben Wochen bis Ostern gibt es ein Untermotto mit zugeordneten Bibelstellen. So startet die Aktion in der ersten Woche mit dem Thema „Fenster auf“. In der der zweiten Woche folgt das Motto „Seufzen“. Danach reihen sich „Singen“, „Frischer Wind“, „Dicke Luft“, „Ruhe finden“ und „Osterwunderluft“ aneinander.

Nicht geahnte Aktualität

Schon früh in der Planung habe das Themen-Kuratorium den Eindruck gehabt, dass sich viele Menschen danach sehnten, angesichts vieler Krisen einmal durchatmen zu können und nicht panisch zu werden, erläutert die Theologische Direktorin des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), Stefanie Schardien. Sie war für 2025 erstmals in dem Gremium an der Schwerpunktfindung beteiligt. „Dass 'Luft holen' nun kurz nach dem vorgezogenen harten Wahlkampf und nach den neuen weltpolitischen Entwicklungen so sehr das Gefühl treffen würde, hatten wir natürlich nicht geahnt.“

Im Begleitheft zur Fastenaktion schreibt die Pfarrerin der Nienburger Kirchengemeinde St. Martin, Cordula Schmid-Wassmuth, viele Menschen machten sich zu schnell zu viele Sorgen. „Damit tun wir uns und unserer Umgebung keinen Gefallen“, schreibt die Theologin, in deren Kirche am 9. März der TV-Eröffnungsgottesdienst zu „7 Wochen Ohne“ gefeiert wird. Die Menschen müssten sich Zeit nehmen und mehr auf das schauen, „was Gutes da ist, was uns hilft und hält, auf unsere Ressourcen“. Genau dafür sei die Fastenzeit wertvoll, unterstreicht Bischof Meister. Sie sei keine spontane Erfahrung sondern dauere 40 Tage.

Seit 1983

Mit der Fasten- und Passionszeit vergegenwärtigen sich Christen traditionell das Leidens und Sterben von Jesus und bereiten sich auf Ostern vor. Seit 1983 initiiert die evangelische Kirche zwischen Aschermittwoch und Ostermontag jährlich ihre Fastenaktion mit mit den jährlich wechselnden Schwerpunkten. Koordiniert wird „7 Wochen Ohne“ von einem Projektbüro im GEP in Frankfurt am Main. Das GEP trägt unter anderem auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Von Björn Schlüter (epd)