Der bescheidene Bestseller-Mönch
s:19:"Anselm Grün (2019)";
Anselm Grün (2019)
Benediktinerpater Anselm Grün wird 80 Jahre alt
Münsterschwarzach (epd).

Pater Anselm Grün sagt es in seinem bekannten bedächtigem Tonfall: „Nein, mit diesem Vorsatz bin ich seit Jahren nicht sonderlich erfolgreich.“ Der Autor zahlreicher Bestseller über Spiritualität und Lebenskunst spricht vom Kürzertreten im Alter. Er versuche durchaus, in sich hineinzuhören, erklärt er nur wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag am 14. Januar: „Was soll ich noch weitermachen, womit soll ich lieber aufhören und loslassen?“

Er lehne durchaus auch Aufträge und Termine ab: „Aber letztlich bleibt doch noch sehr viel in meinem Terminkalender hängen.“

„Bestsellerautor“ oder „Medienstar“, das sind Bezeichnungen, die Anselm Grün gar nicht gerne mag. Und wer ihn schon einmal in seinem Büro in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Würzburg besucht hat, erlebt auch niemanden mit Star-Allüren. Durch verwinkelte Gänge führt der Weg in seine Schreibstube. An dem alten Holzschreibtisch voll mit Bücherstapeln sitzt Grün regelmäßig - inzwischen vor allem am frühen Nachmittag - und schreibt. Seit er 2013 die wirtschaftliche Leitung der Abtei und damit das Amt des Cellerars abgegeben hat, ist das Schreiben neben der Leitung von Kursen und Seminaren seine Hauptbeschäftigung.

Arbeitet an Buch über Hoffnung

Momentan arbeitet er an einem Buch über Hoffnung, wie er erzählt. Zum einen habe Papst Franziskus das Heilige Jahr, das am 24. Dezember begonnen hat, unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Und zum anderen glaubt Pater Anselm, „dass Hoffnung gerade jetzt, in diesem Moment, ein ganz wichtiges Thema ist“, denn die Menschen seien eher voller Skepsis und Angst. Gerade in solchen Zeiten bräuchten die Menschen Trost. Nur fänden den immer weniger Menschen im Glauben. Das liege auch an der Kirche, sagt Grün. Sie sollte „nicht so viel moralisieren“, sondern die Menschen „begleiten bei den Fragen des Lebens“, findet der Mönch.

Dass Pater Anselm, der im Januar 1945 als Wilhelm Grün in der Rhön geboren wurde, einmal Mönch werden könnte, das lag durchaus in der Familie. Mehrere seiner Onkel und Tanten gehörten Ordensgemeinschaften an. Grün stammt aus kinderreichem Elternhaus, mit 13 Jahren kam er ins Internat der Benediktinerabtei nach Münsterschwarzach, später besuchte er das Würzburger Riemenschneider-Gymnasium und machte dort das Abitur. Mit 19 Jahren trat er schließlich selbst in den Orden ein. Er studierte Theologie und Philosophie in St. Ottilien und in Rom, promovierte dort und studierte später auch noch Betriebswirtschaftslehre.

Ins Chinesische übersetzt

Schreiben war zunächst vor allem eine Leidenschaft, bis es auch eine gute Einnahmequelle für die Abtei und deren Vier-Türme-Verlag wurde. Mehr als 14 Millionen Bücher hat Grün nach Angaben der Abtei weltweit verkauft, man komme auf mehr als 300 lieferbare Titel. Selbst ins Chinesische wurden viele seiner Werke übersetzt.

Kritiker werfen ihm die Vermengung christlicher Inhalte mit denen anderer Religionen vor. „Esoteriker im Habit“, nannte ihn einst ein konservatives katholisches Medium. Aber auch etlichen Evangelikalen ist er zu wenig bibeltreu. Den Bestsellerautor ficht das nicht sonderlich an, auch wenn er die Kritiker ernst nimmt - zumindest, wenn sie sachlich argumentierten, sagte er einst dem Evangelischer Pressedienst (epd).

Tiefenentspannt

Gelassen, so wirkte Grün ohnehin schon immer. Inzwischen scheint er beinahe tiefenentspannt: „Ich arbeite, solange ich Lust dazu habe.“ Er sehe sein Alter „nicht als Begrenzung“, auch wenn er es natürlich inzwischen durchaus spüre. „Ich fühle mich aber grundsätzlich fit“, obwohl er nicht bewusst Sport treibe. Das Geheimnis seiner geistigen und körperlichen Vitalität, glaubt der Benediktinerpater, liege wohl auch an der „gleichmäßigen Lebensführung des Klosteralltags“. Bis heute steht er jeden Tag um halb fünf morgens auf, um am Chorgebet der Abtei teilzunehmen. Es folgten Schweigemeditation und Gottesdienst, erst danach gibt es Frühstück.

Er sei „sehr dankbar für sein bisheriges Leben“ und seine Gesundheit, sagt Pater Anselm. Und er wisse, dass das keine Selbstverständlichkeit sei und sich das mit 80 Jahren auch schnell ändern könne: „Aber ich wäre auch bereit zu gehen, wenn Gott es so will.“ Vorher ist aber sicher noch Zeit für ein paar Bücher.

Von Daniel Staffen-Quandt (epd)