100 Tage Trump-Hilfsstopp - Folgen für Afrika
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Penelope Kyarikunda mit ihrem HIV-infizierten Sohn Sheldon im Dorf Keybanga im westlichen Uganda.
Dakar, Nairobi (epd).

Kurz nach seiner Vereidigung im Januar hat US-Präsident Donald Trump die Entwicklungshilfe weitgehend eingestellt und den Abbau der staatlichen Hilfsorganisation USAID angekündigt - mit gravierenden Folgen für Afrika. Ein exemplarischer Überblick über die Einschnitte in sechs afrikanischen Ländern:

KENIA: In Kenia werden die Kürzungen unter anderem zu massiven Jobverlusten beispielsweise im Gesundheitssektor führen, sodass das Durchschnittseinkommen pro Kopf laut dem afrikanischen Thinktank ISS um 98 US-Dollar sinken wird. Zugleich besteht die Hoffnung, dass die Bevölkerung die Regierung künftig mehr zur Verantwortung zieht und neue Strukturen entstehen, die sich am tatsächlichen Bedarf und nicht an den Schwerpunkten der Förderer ausrichten.

KONGO: Im Kongo herrscht seit Jahren eine der größten humanitären Krisen. In den vergangenen Monaten hat sich die Lage durch die Gewalt im Land noch deutlich verschlechtert, 28 Millionen Menschen hungern nach UN-Angaben. Die USA haben entscheidend zu den UN-Bemühungen im Kampf gegen den Hunger beigetragen, zuletzt im November mit vier Millionen US-Dollar für Lebensmittel und die Verteilung von Hilfsgütern in abgelegenen Orten sowie medizinischer Hilfe und Sondernahrung für mangelernährte Kinder. Nun schlagen die UN Alarm, weil sich die Krise wegen fehlender Mittel verschärfen wird.

UGANDA: 66 Prozent der USAID-Förderung für Uganda wurde gestrichen, das ostafrikanische Land gehört zu den am stärksten von den Einschnitten betroffenen Staaten. Besonders gefährdet ist die Versorgung von HIV-Positiven. Noch gibt es nach UN-Angaben genug HIV-Testkits und Medikamente. Doch ein Teil davon kommt nicht mehr in den lokalen Kliniken an, weil viele mit US-Mitteln betriebene Einrichtungen reduziert arbeiten oder ganz geschlossen haben. Im Budget für das kommende Haushaltsjahr hat Uganda den Posten für Gesundheit erhöht - allerdings bei Weitem nicht auf den vom Gesundheitsministerium geforderten Betrag. Rund fünf Prozent der Bevölkerung leben mit dem HI-Virus, vor allem Frauen, etwa 20.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen.

SENEGAL: In Senegal wurde aufgrund des US-Hilfsstopps das größte Malariaprojekt geschlossen, das Moskitonetze, Medikamente und diagnostische Tests an Zehntausende Menschen verteilt hat. 2023 zählte die WHO knapp 1,2 Millionen Malaria-Fälle im Senegal, bei einer Bevölkerung von fast 19 Millionen. Die Regierung kündigte an, unabhängiger von internationaler Hilfe werden zu wollen, konkret wurde sie jedoch bisher nicht.

BURKINA FASO: Programme für den Zugang der ländlichen Bevölkerung zu Trinkwasser und zur Anpassung an den Klimawandel wurden in Burkina Faso aufgrund der US-Kürzungen unter anderem eingestellt. Die Sahelzone gehört zu den am stärksten von der Erderwärmung betroffenen Regionen weltweit. Wasser wird dort zur immer knapperen Ressource, die bestehende Konflikte weiter verschärft. Laut einem Bericht der Organisation Insecurity Insight hat die Aussetzung der US-Finanzierung zudem die negative Wahrnehmung internationaler Hilfe verstärkt, während Russland im Vergleich als zuverlässiger und respektvoller Partner wahrgenommen wird.

SÜDAFRIKA: Südafrika gehört laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Ländern mit hoher Tuberkulose-Prävalenz, mit rund 54.000 Todesfällen 2022. Doch das Land konnte die Inzidenzen in den vergangenen zehn Jahren um über 50 Prozent senken. Dabei war die Finanzierung von USAID vor allem bei Diagnostik, Kontaktverfolgung und Versorgung mit Medikamenten entscheidend. Nun rechnen Experten mit einem deutlichen Anstieg der Ansteckungsrate sowie einer Zunahme resistenter Tuberkulose wegen Unterbrechungen der Medikamenteneinnahme.

Von Helena Kreiensiek und Birte Mensing (epd)