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Der Abstand zwischen Frauen und Männern beim Verdienst hat sich im vergangenen Jahr verringert. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden verdienten Frauen 2024 pro Stunde im Schnitt 16 Prozent weniger als Männer, ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung wies jedoch darauf hin, dass der bereinigte Gender Pay Gap, also die Bezahlung für vergleichbare Tätigkeiten, unverändert blieb. Die Stiftung, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) forderten mehr Fairness bei der Bezahlung.
Der Rückgang des unbereinigten Gender Pay Gaps ist nach Angaben des Bundesamts der stärkste seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2006. Die Statistiker erklären diesen Rückgang vor allem mit einem stärkeren Anstieg der Bruttomonatsverdienste von Frauen. Es gebe Hinweise, dass Frauen inzwischen verstärkt in besser bezahlten Berufen und Branchen arbeiten. 2024 stiegen die Bruttomonatsverdienste der Frauen gegenüber 2023 um rund acht Prozent von durchschnittlich 2.633 Euro auf 2.851 Euro. Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Männern stieg schwächer um rund fünf Prozent von 3.873 Euro auf 4.078 Euro.
Ähnlich verringerte sich die Lohnlücke in Nordrhein-Westfalen: Im vergangenen Jahr haben Frauen mit einem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von 21,89 Euro rund 16 Prozent (rund 4 Euro) weniger verdient als Männer, wie das Statistische Landesamt in Düsseldorf mitteilte. Seit dem Jahr 2015 sei ein Trend zum Rückgang der Lohnlücke erkennbar. Im Jahr 2015 habe der Unterschied noch bei 23 Prozent gelegen.
Der unbereinigte Gender Pay Gap ging in den westlichen und östlichen Bundesländern gleichermaßen um zwei Prozentpunkte zurück. Im Osten blieb der unbereinigte Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern deutlich kleiner als im Westen: Während er dort im Jahr 2024 bei 5 Prozent lag, machte er im Westen 17 Prozent aus. Für den Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern sind mehrere Faktoren ausschlaggebend. So arbeiten Frauen noch immer häufiger in schlechter bezahlten Berufen und Branchen. Auch der Beschäftigungsumfang spielt eine Rolle: Frauen sind häufiger in Teilzeit beschäftigt, was in der Regel mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergeht.
Die Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Bettina Kohlrausch, erklärte, der bereinigte Gender Pay Gap liege unverändert bei 6 Prozent. Das zeige, dass Frauen oft immer noch schlechter bezahlt würden als Männer, auch wenn sie vergleichbare Arbeit verrichteten. Kohlrausch appellierte an die Arbeitgeber: „Wer immer wieder den Appell an Frauen richtet, mehr Erwerbsarbeit zu leisten, sollte sie dann auch fair bezahlen.“
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack forderte verpflichtende Regeln für Unternehmen, Benachteiligungen abzubauen. Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie müsse in nationales Recht umgesetzt werden.
Auch Familienministerin Paus mahnte eine bessere partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit an. Zudem brauche es wirksame Rahmenbedingungen für eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das Entgelttransparenzgesetz müsse weiterentwickelt werden, sagte Paus.