Oxfam: In Schokoladenosterhasen steckt nach wie vor Ausbeutung
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Osterhasen und Ostereier aus Schokolade
Berlin, Köln (epd).

Für den Kakao der Osterhasen in deutschen Supermärkten bekommen Landwirte in Entwicklungsländern laut Oxfam nach wie vor nicht genug Geld zum Leben. In rund 96 Prozent der Schokoladenprodukte stecke Ausbeutung, heißt es in einem veröffentlichten Bericht der internationalen Entwicklungsorganisation.

„Wer glaubt, mit gutem Gewissen das Osternest füllen zu können, liegt falsch“, erklärte Oxfam zu dem Report. „Schokoladenmarken und Supermärkte streichen enorme Gewinne ein, während die Bauern und Bäuerinnen systematisch unterbezahlt bleiben.“ Für nur einen Bruchteil der angebotenen Kakaoprodukte zahlten große Supermärkte dauerhaft existenzsichernde Kakaopreise. Insgesamt nahm Oxfam sieben Unternehmen in den Niederlanden und Deutschland unter die Lupe, in Deutschland waren es Aldi Nord, Edeka, Lidl und Rewe.

Untersucht worden sei, ob die Supermärkte Verantwortung für ihre Lieferkette übernehmen, führte Oxfam aus. Die Recherchen hätten gezeigt, dass die Versprechen weit von der Realität abwichen. „Wer hierzulande im Supermarktregal nach Schokokeksen oder Osterhasen greift, erhält zum Großteil Produkte, die unter Ausbeutung hergestellt sind“, erklärte Tim Zahn, Referent für globale Lieferketten. Unabhängige Umfragen in Ghana beispielsweise zeigten, dass 90 Prozent der befragten Kakaobauern und -bäuerinnen kein existenzsicherndes Einkommen erhalten. Im Durchschnitt verdienten sie kaum die Hälfte davon, Frauen sogar nicht einmal ein Drittel.

Die Recherche in deutschen Supermärkten habe ergeben, dass sich Aldi Nord, Edeka, Lidl und Rewe bei weniger als vier Prozent der angebotenen Kakaoprodukte zur Zahlung dauerhaft existenzsichernder Kakaopreise verpflichtet hätten, heißt es in dem Bericht. Edeka erklärte dazu: „Die Vorwürfe, die in der genannten Publikation erhoben werden, können wir nicht nachvollziehen und weisen wir deutlich zurück.“ Für das Unternehmen sei es sehr wichtig, dass die verkauften Produkte unter guten Bedingungen hergestellt würden. Eine Selbstverpflichtung unter anderem zum Thema existenzsicherndes Einkommen, enthalte „wirksame Elemente, die der Erhöhung des Einkommens der Kakaofarmer dienen“. Edeka verwies auch auf seine Initiative „Cocoa for Future“, mit der die Lebensbedingungen der Anbauenden verbessert werden sollten.

Auch die Rewe Group mit Sitz in Köln betonte, sie habe sich zum Ziel gesetzt, „im Dialog mit Standardgebern, der Branche und weiteren Stakeholdern auf ein existenzsicherndes Einkommen hinzuwirken und Maßnahmen zu unterstützen, die die Lebensumstände der Kakaobauern und ihrer Familien verbessern“. Dazu arbeite das Unternehmen mit den Eigenmarken-Lieferanten unter anderem an Mechanismen für existenzsichernde Einkommen entlang der Lieferkette.

Lidl übernehme Verantwortung, versicherte der Konzern. „Zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie im Einkauf von Lidl ist es, Rohstofflieferketten sozial- und umweltbewusst zu gestalten.“ Das Unternehmen habe für kritische Rohstoffe wie Kakao eigene Nachhaltigkeitsziele definiert. Zudem sei seit Ende des Geschäftsjahres 2022 ein Großteil der Artikel mit Kakaobestandteil nach den Kriterien des Fairen Handels, durch die Rainforest-Alliance oder als Bio zertifiziert. Eine genaue Angabe zum Anteil machte Lidl nicht. Der Konzern setze sich unter anderem als Gründungsmitglied des „Forum Nachhaltiger Kakao“ für eine weitere Verbesserung der Lieferketten ein.

Aldi Nord mit Konzernsitz in Essen gab an, für alle Eigenmarkenartikel mit einem Kakaoanteil von mindestens zehn Prozent eine Zertifizierung zu verlangen. In Deutschland seien 100 Prozent des eingesetzten Kakaos nach Fairtrade oder Rainforest Alliance zertifiziert. Zudem engagiere sich der Konzern für existenzsichernde Einkommen in der Kakao-Lieferkette.