
Das Evangelische Johanneswerk hat in der ZDF-Sendung „Klartext“ AfD-Chefin Alice Weidel scharf für ihre Pläne zur Migration kritisiert. Angesichts des demografischen Wandels werde in der Altenhilfe und -pflege „mehr Migration, und nicht weniger“ gebraucht, sagte der stellvertretende Vorsitzender der Johanneswerk-Geschäftsführung, Bodo de Vries, am Donnerstagabend. „Das hat mit Remigration, für die Sie stehen, überhaupt nichts zu tun“, unterstrich er.
Künftig würde ein Drittel der Mitarbeitenden fehlen, wenn die „Baby-Boomer“ in den Ruhestand gingen, führte der stellvertretende Vorsitzende des Johanneswerks weiter aus. Die deutsche Altenhilfe und -pflege kämpfe ums Überleben: „Wir werden weniger in Zeiten, in denen wir mehr werden müssen“, unterstrich De Vries. „Wir sind stolz darauf, dass 95 Nationen 24 Stunden am Tag die Arbeit stemmen.“
Das Programm der AfD sei beim Thema Pflege „eine absolute Enttäuschung“, sagte De Vries weiter. Der demografische Wandel sei ohne Migration nicht zu gestalten. Bis zum Ende der nächsten Legislatur würden 130.000 Pflegemitarbeiter fehlen.
Gemeinsam mit De Vries war die Georgierin Guranda Bolkvadze in der Sendung zu Gast. Sie hat eine feste Anstellung als Pflegehelferin in einer Herforder Einrichtung des Johanneswerks. Sie hat den Status der Duldung. Diesen Status plant die AfD laut ihrem Programm zur Bundestagswahl 2025 abzuschaffen. Als Maßnahme einer von „der AfD-geführten Bundesregierung“ wird dort genannt: „Abschaffung aller Bleiberechtsregelungen für ausreisepflichtige Personen, insbesondere auch der Ausbildungs- und Beschäftigungsduldung und des Chancenaufenthaltsrechts“.
Alice Weidel erklärte in der ZDF-Sendung, es müsse zwischen „Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und Einwanderung in das Asylsystem“ unterschieden werden. Menschen, die qualifiziert seien und die deutsche Sprache sprechen würden, seien „herzlich willkommen“. Eine Frau wie Bolkvadze hätte keinen Asylantrag stellen brauchen, sondern könne sich bewerben. In diesem Sektor müsse deutlich besser gezahlt werden, sagte Weidel. Das seien die Menschen, die anderen Menschen helfen würden.
„Die Wertschätzung, die bei Ihnen rüberkommt, ist nicht das, was ich von Ihrer Partei erlebe“, erklärte hingegen De Vries. „Ich sehe eine Willkommenskultur weder in Ihrer Politik noch in Ihrem Wahlprogramm.“ Gerade zur Pflege sei das Programm der AfD „eine absolute Enttäuschung“. Das sei „ein vollständiger Ausfall im Bereich der Sozialpolitik, im Bereich der Altenhilfe, im Bereich des demografischen Wandels“. Der demografische Wandel sei ohne Migration nicht zu gestalten.
Das 1951 gegründete Johanneswerk ist einer der großen diakonischen Träger Deutschlands mit Sitz in Bielefeld. In mehr als 70 Einrichtungen arbeiten rund 7.500 Mitarbeiter. Die Angebote richten sich an alte und kranke Menschen sowie Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche.