
Die Frauenrechtsorganisation Solwodi vermisst im Koalitionsvertrag Positionen zu Menschenhandel und Prostitution. Das Papier der Unionsparteien und SPD spreche zwar von der zu fördernden Gleichstellung der Frau und ihrem Schutz vor Gewalt, doch müssten diese Ziele auch für Frauen in der Prostitution gelten, mahnte Solwodi in Koblenz an. „Der Koalitionsvertrag verliert kein Wort darüber, dass viele Menschen in der Prostitution in prekären Verhältnissen leben, keine Krankenversicherung haben und massiver Gewalt ausgesetzt sind“, erklärte die Solwodi-Vorsitzende Maria Decker.
Zum Menschenhandel erkläre das Koalitionspapier lediglich, dass Deutschland Drehscheibe des Menschenhandels sei, kritisierte Solwodi. Zu ziehende Konsequenzen blieben unerwähnt. Es irritiere, dass Menschenhandel im Koalitionsvertrag nur unter dem Stichwort Prostituiertenschutzgesetz angesprochen wird. Neben dem Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung müssten auch der Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung und andere Ausbeutungsformen in den Blick genommen werden.
Solwodi fordert für sexuell ausgebeutete Frauen aus Drittstaaten ein Bleiberecht aus humanitären Gründen. Der Zugang zu finanziellen und therapeutischen Leistungen müsse verbessert werden und im Herkunftsland lebende Kinder müssten nachgeholt werden können. Beratungs- und Schutzangebote sollten flächendeckend ausgebaut werden.
Der Name Solwodi steht für „Solidarity with Women in Distress“ (Solidarität mit Frauen in Not) und ist nach eigenen Angaben in 18 Städten in Deutschland mit insgesamt 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten für Frauen und Kinder in Not vertreten.