
Der Vorstandsvorsitzende der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Pastor Ulrich Pohl, kritisiert kostenlose Bluttests als Kassenleistung. Sie spiegelten ein gesellschaftliches Klima wider, in dem nur willkommen sei, wer gesundheitliche Standards erfülle, erklärte Pohl in Bielefeld anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages (21. März). „Menschen mit Down-Syndrom werden als vermeidbar wahrgenommen, und das setzt Eltern unter Druck, sich für eine Abtreibung zu entscheiden.“
Seit Juli 2022 bezahlen die Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen einen vorgeburtlichen Bluttest auf Trisomien wie das Down-Syndrom (Trisomie 21). Pohl nannte die sogenannten nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) eine „selektive Fahndung nach unerwünschten Abweichungen“. So entschieden sich in rund 90 Prozent der Fälle die Schwangeren für einen Abbruch, wenn sie erfahren, dass ihr Kind Trisomie 21 hat, sagte er.
Der Bethel-Chef erinnerte an die 2006 verabschiedete UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland als einer der ersten Mitgliedsstaaten unterzeichnet hatte und die hierzulande seit 16 Jahren geltendes Recht ist. Die Konvention betrachte Vielfalt als Bereicherung und fordere ein selbstverständliches Zusammenleben aller Menschen ein, betonte Pohl. „Wir wollen eine Gesellschaft, in der auch Menschen mit Behinderungen gut leben können.“
Der Welt-Down-Syndrom-Tag wurde 2006 ins Leben gerufen. Die Aktion symbolisiert mit seinem Datum 21.3. das dreifache Vorhandensein des 21. Chromosoms als das charakteristische Merkmal des Down-Syndroms.