Wenn das Licht selbst Kunst macht
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Frühe Abstraktionen und Lichtkunst in Leverkusen.
Frühe Abstraktion und Lichtkunst von heute im Museum Morsbroich
Leverkusen (epd).

Das Licht selbst malt auf Leinwände der Kölner Künstlerin Johanna von Monkiewitsch. Sie setzt Teile einer Leinwand einen Monat lang der Sommersonne aus und erhält so eine gebleichte und eine ungebleichte Fläche, deren Farbunterschiede nur bei genauer Betrachtung zu erkennen sind. In der Ausstellung „gegen den Himmel. contre le ciel“ präsentiert das Museum Morsbroich in Leverkusen Lichtkunst der Kölner Künstlerin Monkiewitsch sowie frühe Abstraktionen des belgischen Malers Jef Verheyen.

„Das Material meiner Werke, das Spiel von Licht und Schatten sowie die Beleuchtung der Räume der Ausstellung formen gemeinsam meine Bilder“, erklärt die 44-jährigen Malerin Monkiewitsch in Leverkusen. In der Ausstellung im traditionsreichen Museum Morsbroich sind ihre Werke mit frühen abstrakten Arbeiten des belgischen Malers Jef Verheyen (1932 - 1984) kombiniert.

In Belgien schon früh bekannt und beachtet, hatte Verheyen im Jahr 1960 seine erste Ausstellung in Deutschland im Museum Morsbroich mit monochromen, einfarbigen, Gemälden, was damals eine Provokation war. Seine Bilder aus dieser Zeit sind auch jetzt in Morsbroich zu sehen. Sie sind klar, handwerklich herausragend und raumfüllend.

Moderne Lichtkunst und frühe Abstraktion seien hier bewusst „in einen Dialog“ gebracht, sagt Kuratorin Thekla Zell. „Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem vermeintlich einfachen, weil es nicht einfach ist.“

Einfach scheint auch der leere Rahmen, der auf einem Sockel ausgestellt ist und den Jef Verheyen auf einer Fotografie in den Himmel hält. Er gibt der Ausstellung den Titel „Gegen den Himmel. contre le ciel.“ Was scherzhaft wirke, sei in der Kunst ein großes Thema, erklärte die Kuratorin. Verheyen habe sich mit Fragen beschäftigt, welchen Ausschnitt ein Künstler oder eine Künstlerin wähle oder was wert sei, gemalt und in einen Rahmen gestellt zu werden.

Johanna von Monkiewitsch geht noch einen Schritt weiter: Sie hat Lichtreflexionen, etwa in den Kanälen von Venedig, gefilmt und projiziert sie direkt auf die Wände. Damit macht sie deutlich, wie einmalig jede Sekunde einer Lichteinstrahlung ist. Auch das Licht in den Ausstellungsräumen sei jeden Tag anders und verändere die Wirkung der Werke, erklärt die Künstlerin.

Für den Belgier Jef Verheyen, dem in Antwerpen kürzlich eine große Retrospektive gewidmet war, ist die Ausstellung posthum eine Heimkehr: Seine erste Ausstellung von Bildern ganz in schwarz oder grau hatten auch für die Kunst in Deutschland der 1960er Jahre eine Bedeutung. Verheyen habe damals die Künstler der Zero-Gruppe aus Düsseldorf, Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker kennengelernt. Sie hätten sich gegenseitig inspiriert, sagte Thekla Zell.

Eine Verbindung hat die Ausstellung auch zu einer Schau, die ab Oktober im Museum Von der Heydt in Wuppertal gezeigt wird: Sie wird dem italienischen Künstler Lucio Fontana gewidmet sein. Mit ihm hat Verheyen gemeinsam Lochkreise auf hellblauem Grund gestalte. Dieses Werk aus dem Jahr 1959 wird in Morsbroich gezeigt.

Schönheit und Irritation begegnen einander in den aufwendig restaurierten Räumen des Schlosses Morsbroich, dessen Geschichte bis ins Jahr 1328 zurückreicht. Die Ausstellung ist bis zum 23. Februar 2025 zu sehen.

Von Irene Dänzer-Vanotti