Der Journalist Thilo Mischke wird doch nicht Moderator der Kultursendung „ttt - titel thesen temperamente“. Die Kulturchefinnen und -chefs der an der Sendung beteiligten Landesrundfunkanstalten hätten entschieden, von Mischke als Moderator abzusehen, teilte die ARD am Samstag mit. Der 43-Jährige sei ein anerkannter Journalist und mehrfach preisgekrönter Reporter. Doch die in den vergangenen Tagen entstandene heftige Diskussion um die Personalie überschatte die Themen, die die ARD mit der Sendung und Marke „ttt“ transportieren wolle.
Die ARD hatte Mischke, der unter anderem durch seine Arbeit für ProSieben bekannt wurde, als Nachfolger des langjährigen „ttt“-Moderators Max Moors benannt. Er sollte die Sendung im Wechsel mit Siham El-Maimouni leiten. Allerdings hatte es auf die Nominierung heftige Kritik gegeben, da frühere Äußerungen des Journalisten als sexistisch und rassistisch wahrgenommen werden. Mischkes erste „ttt“-Sendung sollte am 16. Februar von der Berlinale gesendet werden. El-Maimouni werde die Sendung 2025 alleine moderieren, erklärte die ARD nun.
Die ARD hatte Mischke zunächst verteidigt und erklärt, der Journalist habe sich seit der Veröffentlichung seines Buches „In 80 Frauen um die Welt“ selbstkritisch mit den Vorwürfen auseinandergesetzt, ein sexistisches Frauenbild vermittelt und eine teils rassistische Sprache benutzt zu haben. Er habe sich mehrfach für seine Ausdrucksweise entschuldigt.
In der Mitteilung von Samstag hieß es, Mischke und die ARD seien sich einig, „dass es nun vor allem darum geht, einen weiteren Rufschaden von 'ttt' und Thilo Mischke abzuwenden“. Der Journalist selbst befinde sich in einem andauernden Prozess der Auseinandersetzung mit den Ereignissen und werde sich zu gegebener Zeit zur Sache äußern.
„ttt“ wird im wöchentlichen Wechsel von sechs Redaktionen der ARD-Landesrundfunkanstalten verantwortet: BR, HR, MDR, NDR, WDR, RBB. Mehr als 100 Autorinnen, Autoren und Kulturschaffende hatten sich jüngst in einem offenen Brief an die ARD bestürzt über die Neubesetzung geäußert und angekündigt, nicht mit Mischke und „ttt“ zusammenzuarbeiten. Der Journalist habe sich entgegen der Behauptung der ARD bisher nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert, zitierte der Berliner „Tagesspiegel“ am Donnerstag aus dem Brief. Zu den Unterzeichnern zählen den Angaben zufolge der Autor Sasa Stanisic, der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk und der Inklusionsaktivist Raul Krauthausen.