Rebell der Moderne
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Von der Heydt-Museum zeigt Werke von Maurice de Vlaminck
Wuppertaler Museum zeigt Werke des Malers Maurice de Vlaminck
Wuppertal (epd).

Er war berufsmäßiger Radrennfahrer und arbeitete als Mechaniker, später ging er zum Militär und verdingte sich im Anschluss als Musiker. Kaum zu glauben, dass er nach all diesen Tätigkeiten schließlich noch als Autodidakt zur Malerei fand - und das mit großem Erfolg. Der Künstler mit dieser erstaunlichen Laufbahn ist der Franzose Maurice de Vlaminck (1876-1958), dem das Von der Heydt-Museum in Wuppertal jetzt eine Ausstellung widmet.

Von Sonntag (16. Februar) bis zum 18. Mai sind rund 50 Gemälde Vlamincks zu sehen, der zur Gruppe der sogenannten „Fauves“ (Wilden) gehört - Maler, die mit kräftig leuchtenden Farben und deutlich sichtbaren Pinselstrichen um die Wende zum 20. Jahrhundert eine neue Stilrichtung vorgaben und der akademischen Malerei den Rücken kehrten. „Rebell der Moderne“ lautet denn auch der Untertitel der Schau, die zuvor im Museum Barberini in Potsdam zu sehen war.

Es ist die erste größere Vlaminck-Schau in Deutschland seit fast 100 Jahren. Zuletzt waren Bilder von ihm 1929 in Düsseldorf zu sehen, wie Museumsleiter Roland Mönig, erläutert: „Dazwischen gab es eine Wahrnehmungslücke.“ Die Vlaminck-Ausstellung mache damit die Neu-Entdeckung eines Künstlers möglich, der zu den wichtigsten französischen Malern der Moderne zähle.

Großes Vorbild für Vlaminck war Vincent van Gogh, dessen Werke er 1901 in einer Ausstellung gesehen hatte und die ihn sehr beeindruckten. Van Gogh blieb für ihn zeitlebens eine wichtige Inspirationsquelle. Ebenso wichtig war für ihn Henri Matisse. Auch Pablo Picasso hinterließ Spuren in seiner Arbeit - nicht zuletzt, weil der Fauvismus schon um 1908 sein Ende fand und vom Kubismus abgelöst wurde, dem sich auch Vlaminck kurze Zeit widmete.

In fünf Kapiteln führt die Ausstellung durch das Werk Vlamincks, der sich in späteren Jahren auch dem Impressionismus zuwandte. Vor allem das Seine-Tal hatte es ihm angetan, das er auf der Suche nach Motiven gerne mit dem Fahrrad abfuhr. Seine Bilder malte er stets unter freiem Himmel. Faszinierend sind nicht zuletzt seine dunklen, späten Landschaftsbilder aus den 40er und 50er Jahren, die Heuschober und Reetdachhäuser unter düster verhangenen Gewitterhimmeln zeigen.

Die „Wahrnehmungslücke“, die das Werk Vlamincks in der Nachkriegszeit erfahren hat, hängt auch mit einem dunklen Kapitel seiner Biografie zusammen. Vlaminck galt als Kollaborateur der deutschen Besatzer in Frankreich und nahm 1941 an einer Deutschlandreise teil, die das NS-Propagandamuseum organisierte. Im Anschluss äußerte er sich in mehreren Texten positiv über die Kunst und Kulturpolitik der Nazis - obwohl auch sein eigenes Werk als „entartet“ aus den deutschen Museen entfernt worden war. Auch gegen Picasso wetterte er in dieser Zeit heftig: der habe „die französische Malerei in die tiefste Sackgasse geführt“.

Von diesen Äußerungen und der Nähe zu den Nationalsozialisten hat sich Vlaminck später nie distanziert. „Das ist ein sehr großer Widerspruch“, sagt Museumsleiter Mönig. „Sein fauvistisches Frühwerk, auf dem der Schwerpunkt unserer Ausstellung liegt, verliert dadurch nicht seine Bedeutung und seinen Rang“, stellt er zugleich klar. Mit ihm habe Vlaminck den Weg der Malerei im 20. Jahrhundert „entscheidend mitbestimmt.“

Von Frank Bretschneider