Vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, ging der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands zu Ende. Viele Museen in Nordrhein-Westfalen widmen sich in Ausstellungen den unterschiedlichsten Aspekten des Kriegsendes. Dabei geht es unter anderem um deutsche Exilkunst, den Einsatz von Soldaten aus Entwicklungsländern, Militärjustiz in der NS-Zeit und den Einsatz von Zwangsarbeitern in deutschen Fabriken.
Unter der Überschrift „Exil - Die verschollene Generation 1933-1945“ zeigt das Stadtmuseum Siegburg bis zum 6. April Exponate aus der Sammlung Memoria Thomas B. Schumann, die auf das Schicksal von in Vergessenheit geratenen Exil-Künstlerinnen und -Künstlern aufmerksam machen sollen.
Die NS-Diktatur habe etwa 500.000 Menschen ins Exil gezwungen, darunter rund 10.000 Kulturschaffende aus Bildender Kunst, Literatur, Musik, Theater oder Film, hieß es. Während eine Minderheit nach dem Krieg wieder an die einstigen Erfolge anknüpfen konnte, habe eine große Mehrheit der vertriebenen und exilierten Künstler jedoch ihre Lebensgrundlage und berufliche Existenz verloren und sei auch in der neuen Heimat fremd geblieben.
Am Montag (27. Januar), dem 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, wird im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn die Ausstellung „Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna Monowitz. Wirtschaft und Politik im Nationalsozialismus“ offiziell eröffnet. In der bis zum 27. März terminierten Schau geht es nach Angaben der Veranstalter auch um die Verantwortung und eine fehlende Aufarbeitung der Zwangsarbeit durch die deutsche Wirtschaft. Im Mittelpunkt stehe vor allem die Rolle des deutschen Chemiekonzerns I.G. Farben, der bei Auschwitz eine große Produktionsanlage von Zwangsarbeitern errichten ließ und ein eigenes KZ betrieb.
Auf einen wenig bekannten Aspekt macht das NS-Dokumentationszentrum in Köln vom 8. März bis zum 1. Juni mit der Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ aufmerksam. In diesem Krieg kämpften den Angaben zufolge „mehr Soldaten aus der sogenannten Dritten Welt, als aus Westeuropa“. Die faschistischen „Achsenmächte“ Deutschland und Italien hätten - oftmals mit Gewalt - Millionen Hilfstruppen und Hilfsarbeiter aus ihren Kolonien rekrutiert. Weite Teile der „Dritten Welt“ hätten zudem als Schlachtfelder gedient und seien nach Kriegsende zumeist verwüstet zurückgeblieben.
Das Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau zeigt vom 30. März bis zum 29. Juni Werke von Joseph Beuys (1921-1986) mit Bezug zum Zweiten Weltkrieg und zum KZ Auschwitz. Die Schau frage nach den „ästhetischen Strategien“, mit denen Beuys auf die Ungeheuerlichkeit der systematischen Vernichtung von Juden, Sinti und Roma, Kommunisten und anderen im Nazi-Deutschland verfolgten Gruppen reagiert habe, heißt es in der Ankündigung. Zu sehen seien über 100 Exponate, die zeigten, dass sich Beuys „während seiner gesamten Laufbahn immer wieder mit dem Zweiten Weltkrieg und vor allem Auschwitz künstlerisch auseinandergesetzt hat“.
Das Sauerland-Museum in Arnsberg zeigt ab dem 4. April die Ausstellung „Was damals Recht war - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht.“ Bis zum 22. Juni informiert die Schau über Unrecht und Willkür der NS-Militärjustiz. Im Zentrum stehen Fallschicksale von Deserteuren und Angehörigen des Widerstands. „Mindestens 22.000 Personen wurden hingerichtet, unzählige andere kamen in Lagern oder Strafeinheiten ums Leben“, so die Ausstellungsmacher.
Im Museum Bislich nahe der niederrheinischen Stadt Wesel ist von Mitte April bis Ende September die Ausstellung „Dakotas über dem Dorf“ zu sehen. Die C-47D Dakota war ein US-amerikanisches Transportflugzeug, das während des Zweiten Weltkrieges unter anderem als Truppentransporter eingesetzt wurde. Beleuchtet würden Einzelschicksale, die mit dem Kriegsende im Frühjahr 1945 in Wesel und Bislich verknüpft sind, hieß es. Die Ausstellung, die die Verwüstungen und Opfer der letzten Kriegstage in der Stadt zeigt, stellt auch einige Funde vom damaligen Schlachtfeld nahe Bislich aus. Dazu gehören etwa ein Brautkleid aus Fallschirmseide von 1948, zwei sehr ramponierte deutsche und amerikanische Soldatenhelme, Munitionsreste, Granathülsen oder eine kleine Dose für Notnahrung.
Schließlich zeigt das Folkwang-Museum in Essen anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs ab dem 11. April eine Installation des französischen Künstlers Raphael Denis. Der befragt in seinem Werk immer wieder öffentliche und private Kunstsammlungen nach ihrer Rolle während der NS-Zeit. Zu sehen ist die Installation „D’un Musée L’Autre“, die sich mit den 1937 durchgeführten Beschlagnahmungen im Kontext der Folkwang-Sammlung auseinandersetzt. © epd-bild / Jörn Neumann