Nikolauspostämter und Rotwelsch-Dialekte auf Kulturerbe-Liste
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Der Brauch des Nikolauspostamts ist eine junge Tradition, bei der Kinder im Vorfeld des Nikolaustages (6. Dezember) Briefe mit ihren Wünschen und Gedanken schreiben.
Bonn, Berlin (epd).

In das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UN-Kultur-Organisation Unesco sind 18 weitere Traditionen aus Deutschland aufgenommen worden. Neben der Brettspielkultur und den Nikolauspostämtern gehören das Gold- und Silberschmiedehandwerk und Rotwelsch-Dialekte dazu, wie die Unesco in Bonn erklärte. Die Kulturministerkonferenz der Länder und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hätten der Aufnahme der 18 Traditionen zugestimmt. Damit stehen nun insgesamt 168 Einträge in der deutschen Liste des immateriellen Kulturerbes.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte, die Neuaufnahmen spiegelten „die kulturelle Vielfalt und regionale Besonderheiten“ wider. Der Vizepräsident der Deutschen Unesco-Kommission, Christoph Wulf, betonte, das immaterielle Kulturerbe präge Leben und Gesellschaft. „Es verbindet Generationen, schlägt Brücken zwischen ganz unterschiedlichen Menschen und stärkt das Miteinander.“ Wer Wissen und Können weitergebe, stifte Gemeinschaft.

Neu in die Liste aufgenommen wurden die analoge Fotografie, der Bau und das Spiel der Waldzither in Thüringen und im Harz, die deutsche Brettspiel-Kultur, das Goldschlägerhandwerk am Beispiel der bayerischen Stadt Schwabach, das Töpfer- und Keramikhandwerk, der sogenannte Chinesenfasching im pfälzischen Dietfurt, die Fastnacht an der Saar, die Geißbocktradition zwischen den pfälzischen Städten Lambrecht und Deidesheim und das sogenannte Gebrauchshundewesen, bei dem Menschen und Hunde in den Bereichen Suchen, Schützen und Assistieren zusammenarbeiten.

Weitere neue Einträge sind die Waldgenossenschaft „Gehöferschaft Wadrill“ im Saarland, der Glockenguss und die Glockenmusik, das Gold- und Silberschmiedehandwerk, die handwerkliche Brennkunst der Klein- und Obstbrennerei, das Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge, die Planetarien mit ihrer immersiven Vermittlung der Natur und des Universums, die Studioglaskultur im bayerischen Frauenau und der Brauch der Nikolauspostämter in der Weihnachtszeit.

Auch die verschiedenen Rotwelsch-Dialekte gehören nun zum Immateriellen Kulturerbe. Dazu zählen etwa die Mindener Buttjersprache und die Münsteraner Masematte. Die Sprachformen wurden ursprünglich als geheime Sprache von sozial Benachteiligten, Fahrenden und Händlern entwickelt und über Generationen hinweg weitergegeben. Sie basieren unter anderem auf einer Mischung aus Deutsch, Westjiddisch, Romani und weiteren Sprachen.

Das bundesweite Verzeichnis würdigt den Angaben zufolge kreative, inklusive und innovative Kulturformen, die dem Fachkomitee Immaterielles Kulturerbe der Deutschen Unesco-Kommission vorgeschlagen werden.

Der Brauch des Nikolauspostamts ist eine junge Tradition, bei der Kinder im Vorfeld des Nikolaustages (6. Dezember) Briefe mit ihren Wünschen und Gedanken schreiben. Copyright: epd-bild/Detlef Heese