Impressionistische Meisterwerke in Köln
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Meisterwerke des Impressionismus im Kölner Wallraf-Richartz-Museum
Wallraf-Richartz-Museum zeigt "Schweizer Schätze"
Köln (epd).

Die Schätze blieben jahrelang im stillen Kämmerlein. Jeden Abend saß das Sammlerehepaar Sidney (1865-1941) und Jenny (1871-1968) Brown vor seinen geliebten impressionistischen Gemälden. Sie hätten aber nicht gewagt, die Bilder ins untere Stockwerk ihrer Villa in Baden bei Zürich zu transportieren, „allzu viele Fragen von den Bekannten fürchtend“, schrieb Jenny Brown 1910 in einem Brief. Während die Impressionisten heute weltweit populär sind, wurde ihre Kunst Anfang des 20. Jahrhunderts vom breiten Publikum noch stark abgelehnt.

Dennoch trugen die wohlhabenden Browns ab 1908 einen Bestand an impressionistischen Gemälden zusammen, der heute als eine der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen des französischen Impressionismus gilt. Seit 1990 wird sie im Museum Langmatt, dem früheren Wohnhaus der Browns, präsentiert. Derzeit wird die Jugendstilvilla generalsaniert. Die Bilder mussten solange ausgelagert werden und sind nun von Freitag an im Kölner Wallraf-Richartz-Museum erstmals außerhalb der Schweiz zu sehen.

Die Sonderausstellung „Schweizer Schätze. Meisterwerke des Impressionismus aus dem Museum Langmatt“ präsentiert insgesamt rund 150 Exponate, die etwa jeweils zur Hälfte aus dem Schweizer Museum sowie aus den Beständen des Wallraf-Richartz-Museums stammen. Das Kölner Museum verfügt unter anderem seit 2001 durch die Dauerleihgaben aus der Sammlung des Schweizers Gérard J. Corboud über bedeutende Werke. Zu sehen sind bis zum 27. Juli unter anderem Gemälde, Grafiken und Skulpturen, darunter Werke berühmter Impressionisten wie Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Paul Cézanne, Paul Gauguin, Edgar Degas, Mary Cassatt, Camille Pissarro und Alfred Sisley.

„Es ist ein Glücksfall, dass sich zwei hochkarätige Sammlungen in Köln begegnen“, stellt der Direktor des Museums Langmatt, Markus Stegmann, fest. Dadurch lasse sich die Epoche des Impressionismus in all ihren Facetten nachvollziehen.

Die Ausstellung führt mit Vorläufern des Impressionismus in das Thema ein und zeigt zunächst Ansichten Venedigs. Künstler wie Bernardo Bellotto (1721-1780) oder Francesco Guardi (1712-1793) fingen dort das Licht und seine Spiegelungen im Wasser der Kanäle und des Meeres ein. Im Mittelpunkt dieser Kunst steht aber noch Detailtreue und topografische Genauigkeit.

Wichtige Wegbereiter der Impressionisten waren dann Camille Corot (1796-1898) und vor allem Eugène Boudin (1824-1898). Beide interessierte das Licht- und Schattenspiel und das Atmosphärische von Landschaften. Boudins Szenen am Strand kommen den Impressionisten schon sehr nah. Er malt in hellen Farben mit duftigem Pinselstrich Städter bei der Sommerfrische am Meer. Das dynamische Farbspiel der Wolken betont die Einzigartigkeit des Augenblicks, die zum Merkmal der impressionistischen Malerei wird.

Ab den 1860er Jahren packten die späteren Impressionisten Staffelei und Farben ein und nutzten die neu entstandenen Zugverbindungen, um von Paris aus in die ländlichen Vororte zu fahren. Direkt in der freien Natur zu malen, war zu dieser Zeit ebenso unüblich wie die Darstellung von Menschen bei ihren einfachen täglichen Arbeiten oder bei Freizeitvergnügungen. Auch die Browns hatten sich bei ihrer Sammlertätigkeit zunächst auf Werke der Münchner Secession konzentriert, etwa Werke des Symbolisten Franz von Stuck: Bedeutungsschwangere Gemälde in gedämpften Farben, die im Atelier entstanden.

Die Leichtigkeit und hellen Farben der Impressionisten bilden einen Kontrast dazu. Für den neuen Stil steht etwa Gustave Caillebottes Gemälde von im Wind flatternden weißen Wäschestücken am Ufer der Seine. Dass Caillebotte das Bild tatsächlich vor Ort malte, ist mittlerweile wissenschaftlich belegt. Unter dem Mikroskop fanden sich Blattknospen der Pappeln, die auf dem Gemälde zu sehen sind.

Die flirrende Stimmung an der Seine fangen unter anderem auch Gemälde von Claude Monet oder Auguste Renoir ein. Während Monet in Pastell-Tönen eine Frühlingsstimmung auf die Leinwand bringt, schwelgt Renoirs „Am Ufer der Seine“ in den kräftigen Grüntönen der sommerlichen Vegetation.

Einen weiteren Schwerpunkt der Schau bilden Motive aus dem Leben in Paris, das sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts in eine mondäne Weltstadt mit breiten Boulevards verwandelte. Gemälde von Raoul Dufy oder Louis Hayet etwa zeigen das Gewimmel auf den Boulevards und rund um den Eiffelturm. Mit einem Blick auf das Werk Paus Cézannes deutet die Ausstellung den Übergang zu den Kunstströmungen an, die dem Impressionismus folgten. Mit seinen fast mosaikartigen Farbflächen und der Aufhebung der Zentralperspektive legte er bereits die Grundlagen für die Auflösung der Malerei in geometrische Formen.

Von Claudia Rometsch