![s:61:""Stille Weiten": Arp Museum zeigt Fotografien von Axel Huette";](/sites/default/files/schwerpunktartikel/S250206281L-1.jpg)
Nebelverschleierte Gipfel, Spiegelungen eines blauen Himmels im Wasser und weiße Eisschollen im fahlen Grau der Antarktis: Axel Hüttes Landschaftsfotografien fangen das einzigartige Licht eines speziellen Moments ein. Dennoch sind seine Bilder alles andere als spontane Zufalls-Aufnahmen. Hütte plant seine Arbeiten akribisch. Teilweise besucht er die Orte über viele Tage und harrt dort stundenlang aus, bis die gewünschten Lichtverhältnisse auftreten.
Unter dem Titel „Axel Hütte. Stille Weiten“ präsentiert die retrospektive Ausstellung im Arp Museum vom 9. Februar bis zum 15. Juni unterschiedliche Werkgruppen aus der Zeit von 1997 bis 2024. Darunter sind Hüttes Landschaftsserien wie Berggipfel, Wasserspiegelungen und Brücken. Zudem ist die ab 2020 entstandene Serie fluoreszierender Blumen-Bilder zu sehen. Erstmals werden Hüttes vier Videoarbeiten gemeinsam in einer Ausstellung gezeigt.
Einerseits zeigten seine Bilder reale Ort, sagt Hütte. „Andererseits ist es eine imaginierte Realität.“ Unschärfen oder Bildausschnitte, die den Standort verschleiern, schaffen eine mystische oder zum Teil auch meditative Atmosphäre. Da sind nebelverhangene Berggipfel, tropische Wälder im Dunst und flimmernde Wasseroberflächen.
Auch wegen dieser gezielten Unschärfen und fließenden Übergänge gilt der 1951 in Essen geborene Axel Hütte als „Romantiker“ unter den Fotografen. Seine Arbeit wird häufig mit dem Werk des Malers Caspar David Friedrich in Verbindung gebracht. Tatsächlich wecken vor allem seine Fotografien aus der Antarktis mit ihren aufgetürmten Eisschollen Assoziationen an Friedrichs berühmtes Gemälde „Das Eismeer“. Doch während Friedrichs Bilder Menschen oder zumindest Spuren menschlichen Schicksals zeigen - auf dem „Eismeer“-Gemälde ist ein gekentertes Schiff zu sehen - präsentieren Hüttes Fotografien reine Landschaft.
Er wolle kein Narrativ vorgeben, erklärt Hütte. „Sondern der Blick soll letzten Endes von dem Betrachter selbst bestimmt werden und auf meine Fotografie bezogen. Und er soll sich darin verlieren.“ Diesen Effekt erzeugt Hütte auch durch seine Bildkompositionen. Wasseroberflächen oder Felsformationen verwandeln sich in abstrakte Strukturen. Es entsteht ein „All-Over-Effekt“, der verdeutlicht, dass nur ein Ausschnitt zu sehen ist und sich das Motiv über den Bildrand hinaus fortsetzt.
Hütte geht es nach eigenen Worten nicht um realistische Abbildung, sondern um die „atmosphärische Nachvollziehbarkeit der Landschaft“. Aus diesem Grund seien auch die großen Bildformate von teilweise mehr als zwei Metern Breite für das Erleben seiner analog fotografierten Landschaftsbilder entscheidend, betont der Künstler.
Landschaft ist für Hütte nicht nur Natur, sondern auch die von Menschen gemachte architektonische Topografie. Die Ausstellung zeigt drei Bilder aus Hüttes Brücken-Serie aus den 1990er Jahren. Die Stahlkonstruktionen teilen die Natur in geometrische Felder. Immer wieder beschäftigte sich der Fotograf auch mit der architektonischen Landschaft von Großstädten. In der Rolandsecker Ausstellung ist das Video „Detroit“ zu sehen, das die Lichter der Skyline der US-Metropole bei Nacht einfängt und zunehmend zu Lichtpunkten verschwimmen lässt.
„Detroit“ ist eine der insgesamt vier Videoarbeiten des Künstlers, die zwischen 2014 und 2018 entstanden. Darin ergänzt Hütte den visuellen Eindruck durch elektronischen Klang und Musik. Dazu arbeitete er mit den Komponisten Detlef Weinrich und Phillip Schulze zusammen. Mit den Videoarbeiten kam Hütte auf seine künstlerischen Anfänge in der Filmklasse der Düsseldorfer Kunstakademie zurück. Später war er dann in die Fotografie-Klasse von Bernd Becher gewechselt, der die einflussreiche Düsseldorfer Fotoschule begründete.
Die Ausstellung zeigt noch einen weiteren, weniger bekannten Werkkomplex des Fotografen: Seine Blumen-Bilder. Die Serie „Flowers“, mit der er 2020 begann, sei aus einem Zufall entstanden, berichtet Hütte. Es handelt sich um Schnittblumen, die er bei den Aufenthalten in seiner Berliner Wohnung kaufte. Da er die Sträuße am Ende seiner kurzen Aufenthalte nicht wegwerfen wollte, habe er die Blumen getrocknet, sagt Hütte.
Der Fotograf verwendete für die Blumenbilder erstmals eine Digitalkamera und invertierte die Aufnahmen dann. Durch die Farbumkehr erscheint die weiße Wand im Hintergrund schwarz und die Schatten wurden weiß. Der Druck auf Metallplatten erzeugte einen fluoreszierenden Effekt. Die von weißen Schatten umhüllten Blumen leuchten wie gespensterhafte Erscheinungen.