Noch nie zuvor waren so wenige Fernsehfilme für den Grimme-Preis nominiert wie in diesem Jahr. Insgesamt haben 64 Formate und Einzelleistungen Chancen auf die Auszeichnungen, wie das Grimme-Institut in Marl erklärte. Im Bereich Fiktion sind wieder viele Serien vertreten. Sie machen zehn der 16 nominierten Produktionen aus. Die Zahl der nominierten Fernsehfilme hingegen habe „einen historischen Tiefstand erreicht“, sagte die Leiterin des Grimme-Preises, Lucia Eskes. Die Nominierungskommission habe hier den Mut vermisst, „Geschichten anders und neu zu erzählen“.
Im diesjährigen Wettbewerb fänden sich „die hochaktuellen gesellschaftspolitischen Themen Flucht und Migration, das Erstarken des Rechtsextremismus, Klassismus und gesellschaftliche Ungleichheit, Klimawandel und sexualisierte Gewalt“, sagte die neue Geschäftsführerin des Grimme-Instituts, Çigdem Uzunoglu. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden am 6. März bekannt gegeben. Der 1964 erstmals verliehene undotierte Grimme-Preis gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis.
Zu den nominierten Serien im Bereich Fiktion zählen etwa „Schwarze Früchte“ (ARD) über die Lebensrealitäten von Schwarzen und queeren Menschen, die ZDFneo-Original-Serie „Push“ (ZDFneo) zur Geburtshilfe, „Angemessen Angry“ (RTL) über den Kampf gegen Sexualstraftäter, „Die Zweiflers“ (ARD) über eine jüdische Familie in Frankfurt und „Zeit Verbrechen“ (RTL+) über die in dem gleichnamigen Podcast behandelten Kriminalfälle. Auch die Fernsehfilme „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ (ARTE/ZDF), „Ein Mann seiner Klasse“ (SWR/BR), „Shahid“ (ZDF) haben Chancen auf eine Auszeichnung.
In der Kategorie Information & Kultur sind 20 Produktionen nominiert. Dazu zählen Dokumentationen und Reportagen wie „Gefangen im Zorn - Aufwachsen im Westjordanland“ (ZDF/ARTE), „White Angel - Das Ende von Marinka“ (ZDF) über eine Evakuierungseinheit in der Ukraine, „Ausgesetzt in der Wüste: Europas tödliche Flüchtlingspolitik“ (BR/DW/NDR), „Exile Never Ends“ (ZDF) über eine bevorstehende Abschiebung und „Deutschland am Limit? Abschiebung, Abschottung, Asyl“ (WDR).
Chancen auf den Preis für die Besondere Journalistische Leistung haben Golineh Atai für ihre Berichterstattung aus dem Nahen Osten, Özden Terli für seine Vermittlung des Ausmaßes der Klimakatastrophe und die Redaktion von „Frontal“ für die investigative Berichterstattung zu energie- und klimapolitischen Themen.
In der Kategorie Unterhaltung sprach die entsprechende Kommission sieben Nominierungen aus. Darunter sind die Prime Video-Formate „Die Teddy Teclebrhan Show“ und „Viktor Bringt's“, „Kroymann - Ist die noch gut“ (RB/SWR/NDR/WDR) über Altersdiskriminierung und Schönheitswahn sowie Fabian Köster und Lutz van der Horst für ihre Arbeit in der „heute-show“ (ZDF).
Die Kategorie Kinder & Jugend verzeichnet 18 Nominierungen, darunter „Checker Tobi - Der Krebs-Check“ (BR), „Schau in meine Welt - Loreley wird Fußballschiedsrichterin“ (rbb), das Format „Team Timster“ (KiKA/rbb/NDR), die Disney+-Serie „Pauline“ und das Youtube-Format „Science Cops Academy“ (WDR).
Insgesamt sind 58 Produktionen von öffentlich-rechtlichen Sendern nominiert und sechs von privaten beziehungsweise Streaming-Anbietern. Die vier Nominierungskommissionen hätten diese aus mehr als 700 Einreichungen ausgewählt, hieß es.