Die Deutsche Unesco-Kommission und das Auswärtige Amt überreichen am Donnerstag offiziell die Urkunde zur Eintragung der manuellen Glasfertigung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Bei einem Festakt im LWL-Museum Glashütte Gernheim in Petershagen bei Minden nehmen Glasmacherinnen und Glasmacher die Auszeichnung entgegen, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Montag in Münster mitteilte. Die Anerkennung des traditionellen Handwerks als Welterbe hatte der zuständige Ausschuss der UN-Kulturorganisation bereits im Dezember 2023 ausgesprochen.
Die Eintragung der Glasfertigung in die Welterbe-Liste schließt den Angaben zufolge einen achtjährigen Prozess ab. Nominiert wurde das zwei Jahrtausende alte Handwerk aufgrund einer Bewerbung von sechs Nationen: Neben Deutschland hatten sich auch Finnland, Frankreich, Spanien, Tschechien und Ungarn daran beteiligt. Der zwischenstaatliche Ausschuss der Unesco zum immateriellen Kulturerbe entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen in die Welterbe-Listen. Das Gremium setzt sich aus 24 gewählten Vertragsstaaten der Konvention zusammen, darunter Deutschland.
Die manuelle Glasfertigung umfasst Herstellung und Gestaltung von heißem und kaltem Glas. Die ersten Glashütten in Deutschland, Frankreich und Spanien entstanden laut Unesco in vorchristlicher Zeit. Im frühen Mittelalter verlagerte sich die Herstellung in Regionen, die über große Holz- und Sandvorkommen verfügten, den damals wichtigsten Rohstoffen der Glasfertigung. So entstanden Hütten in Tschechien und Ungarn. Die erste finnische Glashütte wurde 1681 gegründet.
Das Wissen um die manuelle Glasfertigung in der Hütte lasse sich nur ansatzweise theoretisch vermitteln, hieß es. Entscheidend sei die Arbeit am Ofen: 900 Grad Celsius heißes Glas werde mit einer Glasmacherpfeife dem Ofen entnommen und ist dann zähflüssig. Unter stetigem Drehen, Wiedererwärmen und Aufblasen wird es mit Werkzeugen von der Kugel zu einem Hohl- oder Flachglas ausgearbeitet. Glasmacher greifen laut Landschaftsverband auf einen „immensen Erfahrungsschatz“ zurück: von der Einschätzung der richtigen Temperatur des Glases bis zum Erspüren von dessen Zähigkeit.