Entertainer, Pilger, Autor - ein Tausendsassa wird 60
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Hape Kerkeling
Zum Geburtstag von Hape Kerkeling
Düsseldorf (epd).

„Wenn ich eins weiß, dann, wie man sich aufführen muss, damit die Leute gucken. Das beherrsche ich bis heute eigentlich ganz gut“, schreibt Hape Kerkeling in seinem neuen Buch „Gebt mir etwas Zeit“. Und es stimmt. Das zeigt sich auch auf einer Lesung in Düsseldorf: Kaum betritt er den Raum, sind alle Augen auf ihn gerichtet. Mit Leichtigkeit schafft er es, sein Publikum in seinen Bann zu ziehen und zum Lachen zu bringen. Dabei bleibt er bodenständig, nahbar und sympathisch. Er bezieht sein Publikum mit ein, scherzt mit den Zuschauern - immer mit einem Augenzwinkern und selbstironisch.

Am 9. Dezember wird er 60 Jahre alt und die ARD widmet ihm einen Thementag unter dem Titel „Total normal“ - so hieß seine Comedy-Sendung ab 1989, Kerkeling wurde damals erst 25. Spätestens seit 1991 war er wohl so gut wie jedem Deutschen ein Begriff, als er als Königin Beatrix verkleidet der echten Königin der Niederlande bei ihrem Staatsbesuch in Berlin einfach zuvorgekommen ist. Vor der versammelten Presse fuhr er vor das Schloss Bellevue vor. Wenig später trug er als polnischer Opernsänger das Lied „Hurz!“ - eine Parodie - vor einem ernsten Konzertpublikum vor.

Schon als Sechsjähriger hat Kerkeling den Entschluss gefasst, zum Fernsehen zu gehen. Ironischerweise war es kein Entertainer, der diesen Wunsch in ihm ausgelöst hat, sondern „der ziemlich trockene Bundespräsident Gustav Heinemann“ mit seiner Weihnachtsansprache, wie Kerkeling in seiner Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ erzählt. Geboren und aufgewachsen ist Kerkeling im Ruhrgebiet in Recklinghausen und hat schon als Kleinkind die Kunden im Tante-Emma-Laden seiner Oma studiert und imitiert. Dort wurde wohl der Grundstein zu seinen Kunstfiguren gelegt. Und davon gibt es so einige.

Es fing an mit dem rothaarigen, ziemlich frechen Kind Hannilein in seiner ersten Musik- und Comedyshow „Känguru“ Mitte der 80er Jahre in der ARD. Doch die wohl bekannteste seiner Figuren ist Mitte der 2000er Jahre entstanden: Horst Schlämmer, der stellvertretende Chefredakteur des fiktiven „Grevenbroicher Tagblatts“ - und Kerkelings Lieblingsfigur, wie er einmal sagte. Mit einem alten Trenchcoat bekleidet und einer schwarzen Männerhandtasche unterm Arm hat Horst Schlämmer so manche Sendung durcheinander gebracht - wie etwa „Wer wird Millionär“, als er in einem Prominentenspecial 2006 kurzerhand den Platz mit Moderator Günther Jauch getauscht hat.

Mit seiner Vielseitigkeit hat Kerkeling es geschafft, alle Generationen einzufangen. Selbst Kinder kennen seine Stimme, da er unter anderem den Schneemann Olaf aus Disneys „Die Eiskönigin“ synchronisiert hat. Dabei wusste er beim Casting gar nicht, für welche Rolle er vorspricht, erzählt er auf seiner Lesung in Düsseldorf: „Bei Disney ist es so, die rufen dich an und sagen: Wir haben eine Rolle für dich, sagen dir aber nicht welche. Du musst quasi blind für das Vorsprechen zusagen.“ Als er dann noch Olaf imitiert, seufzt das Düsseldorfer Publikum verzückt. „Ja, und so muss wohl auch Hollywood reagiert haben, denn ich habe die Rolle bekommen“, sagt er augenzwinkernd.

Doch Hape Kerkeling ist nicht nur der lustige Entertainer. Er kann auch ernsthafte und tiefsinnige Töne anschlagen. Das zeigt er in seinen Büchern. In seiner Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ berichtet er von den Depressionen und dem Suizid seiner Mutter - eine traumatische Erfahrung für den Achtjährigen. In „Gebt mir etwas Zeit“ geht es unter anderem um den frühen Tod einer großen Liebe. Auch in seinem ersten Werk „Ich bin dann mal weg“ schlägt er ernste Töne an, immer mit einer Prise Humor gewürzt. Darin beschreibt er seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg, auf dem er 2001 sechs Wochen lang gepilgert ist.

Für „Ich bin dann mal weg“, welches in 16 Sprachen übersetzt und von Oscarpreisträgerin Caroline Link verfilmt wurde, hat Kerkeling sogar einen spanischen Verdienstorden bekommen. Überhaupt hat Hape Kerkeling im Laufe seiner Karriere Preise gesammelt wie andere Urlaubssouvenirs. Darunter sind der Deutsche Fernsehpreis, der Deutsche Comedypreis, ein Bambi oder die Goldene Schallplatte. Den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhielt er dieses Jahr für die Unterstützung von Wohltätigkeitsorganisationen.

Kerkeling, der mit seinem Mann im Rheinland und Italien lebt, ist stolz auf das, was er in den zurückliegenden 40 Jahren geschafft hat: „Ich finde es schön, wenn ich auf meine bisherige Karriere zurückblicke und sagen kann, das meiste war schön. Nicht alles, aber sehr vieles hat wirklich Spaß gemacht“, sagt er auf der Düsseldorfer Lesung. Doch seine Karriere ist noch lange nicht vorbei: 2025 beginnen etwa die Dreharbeiten zu einem neuen Horst-Schlämmer-Film. Seine Fans können sich freuen.

Von Nadia Gering