Seine zur Stachelfrisur gestylten Haare sind noch voll, seine rauchig-soulige Stimme nicht mehr ganz so kräftig, aber markant wie eh und je. Der Tourneeplan von Rod Stewart ist auch für das Jahr 2025 dicht. Eine Europa-Tour führt ihn im Mai nach Bremen und Dortmund. Auch wenn der britische Sänger am 10. Januar 80 Jahre alt wird, nach Ruhestand sieht es noch lange nicht aus.
In den vergangenen Jahren hat Stewart, der mit „Maggie May“ 1969 seinen internationalen Durchbruch feierte, ruhigere Töne angeschlagen. Auf dem Album „Swing Fever“ vom Februar 2024 widmete er sich Big-Band-Jazz-Standards.
Er sei „gesegnet mit einer guten Stimme“, sodass er so gut wie alles singen könne, sagte er vor wenigen Jahren in einem Interview des Magazins „Der Spiegel“. Bereits in den vergangenen Jahren hatte er auf mehreren Alben („The Great American Songbook“) klassische Songs von Cole Porter oder George und Ira Gershwin neu interpretiert. Dazwischen sang er mit „Still the Same“ (2006) und „Soulbook“ (2009) Klassiker der Rock- und Soulmusik ein. Regelmäßig bestreitet er auch Shows in Las Vegas.
„Kaum ein anderer Künstler konnte sich über Jahrzehnte so glaubwürdig verkaufen, sich mit seiner Stimme so direkt in das Herz seiner zahllosen Fans singen“, sagte der Kurator des Gronauer „Rock’n’Popmuseum“, Thomas Mania, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein Rod Stewart singe nicht Rock, Soul oder Disco-Musik: „Rod Stewart intoniert den Rock'n'Roll und bleibt dabei schlicht er selbst.“
Neben seiner unvergleichlichen Gänsehautstimme sei seine markante Frisur untrennbar mit ihm verbunden. „Rod Stewart sieht sich als ein Entertainer, der sehr bedacht auf sein Image ist“, sagt Mania.
Bereits mit 15 Jahren habe er gewusst, dass er singen wollte, erzählte der Sänger dem „Spiegel“. Eigentlich hatte er mit einer Karriere als Profi-Fußballspieler geliebäugelt. „Singen oder Fußball spielen, diese Entscheidung überließ ich den Göttern.“ Nach einem Testspiel erhielt er dann keine Einladung eines Fußballclubs. Jetzt habe er „den besten Job der Welt und nicht die Absicht, in Rente zu gehen“, sagte Stewart, der Fan der schottischen Mannschaft „Celtic Glasgow“ ist.
Mit mehr als 250 Millionen verkauften Tonträgern rangiert der Musiker, der extravagante Kleidung und teure Autos liebt, in der Oberliga der erfolgreichen Rock- und Popstars. Im Ranking des Musikmagazins „Rolling Stone“ der 100 größten Sänger belegte er Rang 59. In die „Rock and Roll Hall of Fame“ wurde er gleich zweimal aufgenommen: als Solokünstler und als Mitglied der Band „Faces“. Die Rechte an seinen Songs soll er für 100 Millionen Dollar verkauft haben. Im Jahr 2016 wurde er zum Ritter geschlagen und darf sich seitdem „Sir“ nennen.
Geboren wurde Roderick David „Rod“ Stewart am 10. Januar 1945 in Highgate, einem Viertel von London. Er wuchs mit zwei Schwestern und zwei Brüdern auf. Der aus Schottland stammende Vater, der als Klempner arbeitete, begeisterte die Söhne schon früh für Fußball. Von seinem Vater bekam Rod auch mit 15 Jahren die erste Gitarre.
Seine erste Single nahm er mit 19 Jahren in London auf, den Blues-Klassiker „Good Morning, Little Schoolgirl“. Bekannt wurde Stewart, als er bei der „Jeff Beck Group“ und später bei den feierfreudigen „Faces“ anheuerte. In beiden Bands spielte er mit dem späteren Stones-Gitarristen Ron Wood zusammen, mit dem er heute noch befreundet ist.
Zum Megastar wurde Stewart aber erst als Solokünstler ab Mitte der 1970er Jahre. Egal, ob er Rock, Pop, Disco oder seichte Balladen sang, der Entertainer füllte mit seiner Stimme und einer energiegeladenen Bühnenshow die größten Stadien. „Sailing“, „Da Ya Think I'm Sexy?“, oder „Baby Jane“ wurden Welthits. Für den Mantel-und-Degen-Film „Die drei Musketiere“ (1993) mit Charlie Sheen und Kiefer Sutherland „kreuzte“ Stewart mit Sting und Bryan Adams die Stimmen zum Mega-Hit „All For Love“.
Inzwischen hat er seinen Wohnsitz aus Beverly Hills in Kalifornien wieder nach England verlegt, nach Epping in der Grafschaft Essex. Dort lebt Stewart mit seiner dritten Ehefrau Penny Lancaster, mit der zwei Söhne hat. Auch wenn er sich auf seinem Anwesen mit einer riesigen Modelleisenbahn-Anlage einer weiteren lebenslangen Leidenschaft widmet: Ein Ende der Musikkarriere ist nicht in Sicht.
„An Aufhören denke ich erst, wenn die Leute keine Tickets mehr kaufen“, sagte er 2024 der „Süddeutschen Zeitung“. „Dass ich in meinem Alter noch so viel arbeiten kann - ich bin ein verdammter Glückspilz“, erklärt Stewart, der acht Kinder von fünf Frauen hat und inzwischen Großvater ist.
„Rod Stewart ist eben Rod Stewart, und genau dafür liebt ihn die Welt auch immer noch mit 80 Jahren“, sagt der Kurator des „Rock'n'Popmuseums. “Wenn er denn mal von uns gehen sollte, wird der Rock'n'Roll einen sympathischen Protagonisten und ein ganz gewaltiges Stück seiner Authentizität verlieren."