„Ihre Themen waren jüdisch, ihre Fantasie orientalisch, aber ihre Sprache war deutsch, ein üppiges, prunkvolles, zartes Deutsch.“ Das schrieb der Arzt und Dichter Gottfried Benn über seine zeitweilige Geliebte, die Dichterin, Dramatikerin und Zeichnerin Else Lasker-Schüler. Geboren wurde sie am 11. Februar 1869 als Tochter eines jüdischen Bankiers in Wuppertal-Elberfeld. Am 22. Januar 1945 - vor 80 Jahren - starb sie im Alter von 75 Jahren verarmt in Jerusalem.
Lasker-Schülers Gedichte, vor allem ihre Liebesgedichte, sind der bis heute bekannteste Teil ihres künstlerischen Schaffens. Doch neben Lyrik, Prosa, Theaterstücken, Essays und zahllosen Briefen hat sie auch ein eigenständiges zeichnerisches Werk hinterlassen. In ihren Texten sind glühende Fantasie, leidenschaftliche Religiosität des Judentums und nicht zuletzt Liebe zur deutschen Sprache und deutschen Kultur zu finden. Kurz bevor sie wegen der Machtergreifung Hitlers im Nazi-Deutschland - ihr Großvater war Rabbiner - ihre Heimat verlassen musste, wurde sie noch 1932 mit dem renommierten Kleist-Preis geehrt.
Lasker-Schüler gilt als wichtiger Teil der frühexpressionistischen Literaturszene in Berlin. Wenige Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschwört sie in ihren Gedichten und Zeichnungen immer wieder den Orient als märchenhafte Gegenwelt. Sich selbst setzte sie darin vornehmlich als den hoffnungslos liebenden Träumer „Prinz Jussuf“ in Szene, Herrscher über Theben und den ganzen Vorderen Orient. In schrille Gewänder gekleidet, begleitet von Flöten, Trommeln und Rasseln, deklamierte sie ihre Gedichte auf den angesagten Bühnen Berlins. 1912 erschien mit dem Titel „Mein Herz“ ein Liebesroman Lasker-Schülers. Ein Jahr darauf dann „Hebräische Balladen“, danach weitere Bücher wie „Der Malik“ im Jahr 1919.
In Berlin lernte sie über ihren Kunstlehrer Simon Goldberg auch andere Künstler kennen, die sie in die „Neue Gemeinschaft“ mitnahmen, einen Szenetreff von überwiegend exzentrischen Malern, Musikern und Schriftstellern. Ihr 1902 veröffentlichter Gedichtband mit dem Titel „Styx“ fiel bei der Kritik durch. Zwei Ehen scheiterten. Mit Gottfried Benn (1886-1956) lernte sie um das Jahr 1912 einen verlässlichen Freund und Autor kennen. Zu ihren Freunden in dieser Zeit zählten auch die Maler George Grosz, Oskar Kokoschka, Karl Kraus und besonders Franz Marc. Mit letzterem unterhielt sie einen engen Schriftverkehr. Beide schickten sich zahllose selbstgemalte Postkarten.
Der Amtsantritt Hitlers als Reichskanzler 1933 änderte wenig später alles für Lasker-Schüler. Die jüdische Dichterin emigrierte vor den Nationalsozialisten zunächst in die Schweiz, wo sich der Erfolg nicht mehr so recht einstellen wollte. Im April 1939 siedelte sie - inzwischen 70 Jahre alt - nach Palästina über, wo die mittellose und vereinsamte Künstlerin auch keine neue Heimat fand.
1943 veröffentlicht sie in Jerusalem ihren letzten Gedichtband mit dem Titel „Mein blaues Klavier“. In einem der Gedichte heißt es: „Ach liebe Engel öffnet mir - Ich aß vom bitteren Brote - Mir lebend schon die Himmelstür - Auch wider dem Verbote“. Das Buch widmete sie „Meinen unvergesslichen Freunden und Freundinnen in den Städten Deutschlands - und denen, die wie ich vertrieben und zerstreut. In Treue!“. Das Grab der Lyrikerin befindet sich auf dem Ölberg vor den Toren Jerusalems.
Aus Anlass des 80. Todestages plant die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal nach den Worten ihres Vorsitzenden Hajo Jahn am 11. Februar in der Citykirche von Elberfeld ein Gedenkkonzert. Dabei sollen vertonte Liebesgedichte zwischen der Dichterin und dem Schriftsteller Benn uraufgeführt werden. Am 17. Februar lädt das Deutsche Literaturarchiv Marbach zur Veranstaltung „Lasker-Schüler trifft Rilke“ im Düsseldorfer Malkasten ein. epd / Christof Krackhardt