Beethovens Musik im Bild
s:57:"Beethoven-Haus Bonn zeigt Ausstellung "Inspiration Musik"";
Beethoven-Haus Bonn zeigt Ausstellung "Inspiration Musik"
Beethoven-Haus Bonn zeigt Ausstellung "Inspiration Musik"
Bonn (epd).

Kein Beethoven-Bildnis ist so bekannt wie das ikonische Porträt, das Joseph Stieler 1820 schuf. Es zeigt einen grimmig dreinblickenden Komponisten mit grauer Künstler-Mähne und rotem Halstuch. Das Gemälde prägte das Beethoven-Bild ganzer Generationen. Das Beethoven-Haus in Bonn zeigt nun eine Ausstellung, die frische künstlerische Annäherungen an Beethoven und sein Werk präsentiert. Zu sehen ist Auswahl von exemplarischen Werken mit unterschiedlichen Ansätzen ab 1950 bis in die Gegenwart. Sie reichen von der gestischen Übertragung der Musik Beethovens ins Bild bis zur computergestützten farbigen Darstellung seiner Musik.

Unter dem Titel „Inspiration Musik - Beethovens Kompositionen in der Kunst der Moderne“ sind bis zum 21. Juli 15 Arbeiten zu sehen. Präsentiert werden Gemälde, Grafiken, eine Installation und eine Skulptur von Jorinde Voigt, HAP Grieshaber, Peter Fischbauer, Günther Uecker, Arman, Eugen Ciuca, Christel Bak-Stalters, Baldwin Zettl, Rebecca Horn, Jörg Immendorf, Norman Sigbert, Benjamin Samuel und Thomas Bayrle.

Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Musik Beethovens reicht bis zu Lebzeiten des Komponisten zurück. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren diese Werke jedoch meist - so wie das berühmte Gemälde Stielers - noch von der Tradition der figürlich-allegorischen Darstellung und einer übersteigerten Verehrung des Komponisten geprägt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erproben Künstlerinnen und Künstler neue Ansätze und Möglichkeiten, die Musik Beethovens ins Bild zu übertragen.

Rebecca Horn (1944-2024) etwa verarbeitete ihre subjektiven Eindrücke einer Aufführung von Beethovens Violinkonzert op. 61 in New York in einer Fotoarbeit. Ein nächtliches Selfie neben einer Parkuhr, offenbar am Abend des Konzerts, bildet die Grundlage der Arbeit. Gestische Übermalungen, die teils über den Bildrand hinausragen, verweisen auf eine durch die Musik veränderte Wahrnehmung. Die emotionale Herangehensweise sei bis heute der Weg, den Künstlerinnen und Künstler am ehesten wählten, um klassische Kompositionen ins Bild zu fassen, sagt Ausstellungs-Kuratorin Silke Bettermann.

Christel Bak-Stalter (Jahrgang 1937) beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Verbindung zwischen Musik und Malerei. Zu sehen ist ein 2024 entstandenes Gemälde in Blautönen mit sichelförmigen Elementen. Bak-Stalter reagierte damit unmittelbar auf Beethovens Musik, die sie beim Malen hörte. Stimmungen und Töne der Musik drücken sich in ihren Gemälden in Farben aus. Rhythmus spiegelt sich in Formen und Strukturen.

Jorinde Voigt (Jahrgang 1977), die sich in ihren Arbeiten mit inneren Prozessen der Wahrnehmung beschäftigt, widmete jeder von Beethovens 32 Klaviersonaten eine Grafik. Im Beethoven-Haus sind zwei Arbeiten aus dieser Serie zu sehen. Sie überträgt dabei die Vortragsbezeichnungen der Stücke, also Anweisungen wie „piano“ oder „forte“, Takt für Takt auf Papier. Zugleich zieht sie beim Hören intuitiv feine schwarze Linien, die dreidimensional wirkende Wirbel ergeben.

Ein weiteres Beispiel für die konkrete Auseinandersetzung mit dem musikalischen Material einzelner Kompositionen Beethovens liefert Baldwin Zettl (Jahrgang 1943). Er übertrug den Text des von Beethoven vertonten „Flohliedes“ aus Johann Wolfgang von Goethes Drama „Faust“ ins Bild, indem er drei bizarr anmutende Gestalten zeigt - den im Lied erwähnten Floh mit einem Gefolgsmann und dem König an der Spitze. Die drei Figuren spazieren eine Klaviertastatur entlang. Auf dem Notenpult darüber sind die letzten Takte der Vertonung zu sehen.

Einen geradezu mathematischen Ansatz verfolgt Benjamin Samuel (Jahrgang 1981). Er überträgt eine Beethoven-Komposition mittels Computer-Software in eine abstrakte Lichtinstallation. Ausgangspunkt sind Beethovens 33 Variationen über ein Walzer-Thema von Anton Diabelli. Samuel ordnet jedem Ton des Klavierstücks eine Farbe zu. So wird die Musik in Farbe übersetzt, indem Töne, Tonhöhen und Klangvariationen zu Farbverläufen werden. Es entwickeln sich Farbreihen, die die Komplexität der Komposition visuell erkennen lassen.

„Die Beispiele in unserer Ausstellung lassen erkennen, dass die Kompositionen Ludwig van Beethovens bis heute eine wichtige und lebendige Inspirationsquelle für die bildende Kunst darstellen“, resümiert Bettermann.

Von Claudia Rometsch