Wasser wird Wein: Weihnachtswasser-Sage hat christliche Bezüge
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Wasserspeier an einem Brunnen in der Altstadt von Pirna, Sachsen.
Heidelberg, Münster (epd).

In der Weihnachtsnacht soll sich einer Sage zufolge Brunnenwasser in Wein verwandeln und Heilkräfte haben. Die „Weihnachtswasser-Sage“ weise deutlich christliche Bezüge auf, sagte der Heidelberger Literaturwissenschaftler Linus Möllenbrink im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie sei vor allem im süddeutschen Raum und in Österreich beheimatet. Varianten der Erzählung, die im Spätmittelalter verbreitet wurde, fänden sich aber auch bis ins 19. Jahrhundert in der Region Westfalen-Lippe um 1900 und sogar in England.

Der Sage zufolge geht eine Frau in der Weihnachtsnacht zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Zu Hause ist daraus Wein geworden, den sie auch ihren Nachbarn zu kosten gibt. In der nächsten Weihnachtsnacht geht dann eine neidische Nachbarin zum Brunnen, um Wein zu schöpfen.

Doch das habe Konsequenzen: Wer aus eigennützigen Motiven, wie Neugier, Habgier oder Genusssucht das Wasser schöpfe, werde bestraft, erklärte der Wissenschaftler. Dabei gebe es regional unterschiedliche Folgen für die Sünder. So befinde sich in einer Version aus dem österreichischen Burgenland in den Gefäßen stinkende Jauche statt Wein. Andernorts werde die habgierige Frau sogar mit Blindheit gestraft oder aber von Geistern oder dem Teufel geholt.

Im Christentum gebe es eine enge Verbindung von Jesus zum Wein, sagte Möllenbrink, der zur Literatur des Spätmittelalters und der Neuzeit forscht. Ein Beispiel sei die Eucharistiefeier, wo sich nach katholischem Verständnis der Wein in das Blut Jesus verwandle.

Ein weiterer offensichtlicher Bezug sei die biblische Geschichte der „Hochzeit zu Kana“ aus dem Johannes-Evangelium, sagte Möllenbrink. Darin verwandelt Jesus Wasser in Wein, nachdem dieser ausgegangen ist. Dies sei das erste Wunder, mit dem Jesus als Sohn Gottes in Erscheinung getreten sei.

Die Verwandlung von Wasser in Wein werde in der Kirche als Menschwerdung Gottes gedeutet, erläuterte Möllenbrink. Die Offenbarung Gottes werde in der Kirche am 6. Januar (Epiphanias) gefeiert. Daher sei es wenig überraschend, dass in einigen Erzählungen auch dieses Datum genannt werde. © epd-bild / Rainer Oettel

epd-Gespräch: Christine Süß-Demuth (epd)