![s:134:"Der ehemalige EKD-Synodenpräses Jürgen Schmude bei der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Jahr 2016.";](/sites/default/files/schwerpunktartikel/S250212196L-1.jpg)
Der frühere Bundesminister und EKD-Synodenpräses Jürgen Schmude ist am 12. Februar in Moers beigesetzt worden. In einem Trauergottesdienst in der evangelischen Stadtkirche Moers würdigte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, Schmudes Verdienste in Politik und Kirche. „Seine vom Glauben geprägte Lebenshaltung wurde als ein Segen in Politik und Kirche erlebt“, sagte Schneider. Anschließend fand die Beisetzung auf dem Friedhof in Moers-Hülsdonk statt. Der SPD-Politiker war am 3. Februar im Alter von 88 Jahren gestorben.
Schmude habe um seine Stärken gewusst und sei zugleich von einer demütigen Einsicht in seine Grenzen geprägt gewesen, sagte Schneider in der Trauerfeier mit Familie und Freunden des Gestorbenen. In seiner Predigt über Psalm 39 warnte Schneider vor Maßlosigkeit, die „Schaden und Zerstörung“ zur Folge habe: „Maßlose Vorstellungen von uns selbst hindern uns daran, gesegnet und segensreich in dieser Welt leben“, sagte er. „Frieden, Gerechtigkeit und Zusammenhalt in unseren Gemeinschaften nehmen durch Maßlosigkeit Schaden.“ Der Theologe hob zudem die Hoffnung des christlichen Glaubens hervor, die im Evangelium von Jesu Leben, Sterben und Auferstehen gründe.
Schmude wurde am 9. Juni 1936 im ostpreußischen Insterburg geboren und flüchtete 1944 mit seiner Familie zunächst nach Pommern und dann nach Moers am Niederrhein. „Die dunkle Geschichte Deutschlands während der Nazi-Zeit hat ihn ganz existenziell geprägt“, sagte Schneider bei der Trauerfeier. „Für den Ausgleich von nationalen Interessen einzutreten, Verständnis für schmerzhafte Verluste zu bewahren und zu äußern und an den Voraussetzungen zu arbeiten, die einen gerechten Frieden ermöglichen, wurde für ihn zu einer Lebensaufgabe.“
Von 1969 bis 1994 gehörte der Sozialdemokrat dem Bundestag an. Unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) war er zunächst Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, später wirkte er in den Ressorts Inneres, Bildung und Justiz als Bundesminister. Seine eigene Person habe er dabei in den Hintergrund gestellt, die Menschen hätten ihm über Parteigrenzen hinweg vertraut, erklärte Schneider. Dem Terror der RAF sei er „aufrecht und entschieden“ entgegengetreten, sagte der frühere Präses der rheinischen Kirche. Rachsucht oder Entmenschlichung der Staatsfeinde hätten sein Handeln jedoch nicht geprägt: „Die Würde aller Menschen geriet nicht aus seinem Blick.“
Der promovierte Jurist Schmude stand von 1985 bis 2003 an der Spitze der EKD-Synode. „Die größte Herausforderung war in dieser Zeit seine führende Rolle beim Zusammengehen der EKD mit dem Bund der Kirchen der DDR“, sagte Schneider. „Wir können gar nicht überschätzen, was Jürgen Schmude bei der Bewältigung dieser komplexen Aufgabe in manch vermintem Gebiet geleistet hat.“ In seiner 18-jährigen Amtszeit als Präses des evangelischen Kirchenparlaments habe er als besonnener, humorvoller und kluger Ratgeber gegolten.
Nach seiner Zeit an der Spitze der Kirche engagierte sich Schmude unter anderem in der evangelischen Kirche in Moers. Er war verheiratet und Vater zweier Kinder. Schneider hob in der Trauerfeier die Bedeutung der Familie hervor, die „zum Raum wechselseitigen Segens, gerade in der allerletzten Lebensphase“ geworden sei.