Mitgliederzahlen der NRW-Kirchen sinken weiter
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Die Kirchen in Nordrhein-Westfalen haben im vergangenen Jahr weitere Mitglieder verloren.
Präses Latzel: Kirchen grundlegend wandeln
Düsseldorf, Bielefeld (epd).

Die Kirchen in Nordrhein-Westfalen haben im vergangenen Jahr erneut einen Mitgliederverlust verzeichnet. Die Zahl der Kirchenmitglieder ging im vergangenen Jahr in den drei evangelischen Kirchen in Westfalen, Rheinland und Lippe um etwa 132.950 Mitglieder auf rund 4,14 Millionen Ende 2024 zurück, wie die drei Landeskirchen auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilten. In den fünf katholischen Bistümern und Erzbistümern Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn sank die Zahl auf 6,06 Millionen Mitglieder. Das waren 184.000 Menschen weniger als im Vorjahr.

Die Zahl der Kirchenaustritte ging 2024 leicht zurück, Taufen und Eintritte konnten die Zahl ausgetretener und verstorbener Mitglieder aber bei Weitem nicht aufwiegen.

Zur Evangelischen Kirche im Rheinland gehörten Ende 2024 noch 2,12 Millionen Mitglieder, etwa 70.000 weniger als ein Jahr zuvor. Das war ein Rückgang von knapp 3,2 Prozent und damit prozentual etwas weniger als im Vorjahr (3,2 Prozent). 42.200 Kirchenaustritten und 40.900 Sterbefällen standen 12.900 Taufen und 2.100 Aufnahmen gegenüber.

Zur westfälischen Kirche gehörten Ende 2024 1,89 Millionen Mitglieder und damit 58.195 weniger als ein Jahr zuvor. Im Jahr 2024 gab es rund 31.000 Austritte und 34.000 Sterbefälle. Zugleich wurden 10.800 Taufen und 1.190 Aufnahmen verzeichnet. Die Lippische Landeskirche zählte zum Jahreswechsel 130.705 Mitglieder, rund 4.720 weniger als ein Jahr zuvor. 2.330 Austritten und 2.770 Sterbefällen standen 611 Taufen und 83 Aufnahmen gegenüber.

Das Erzbistum Köln zählte knapp 1,627 Millionen Mitglieder und damit 51.350 weniger als 2023. So gibt es die Position als mitgliederstärkstes NRW-Bistum an Münster ab, das Ende 2024 1,630 Millionen Mitglieder zählte. Der Grund für die Entwicklung sei, dass im Bistum Münster im vergangenen Jahr weniger Menschen aus der katholischen Kirche austraten (22.613) als im Erzbistum Köln (28.979), wie das Bistum Münster erklärte. Zudem habe die Zahl der Taufen im Bistum Münster mit 10.633 über der im Erzbistum Köln mit 8.829 gelegen.

Im Erzbistum Paderborn sank die Zahl der Mitglieder von 1,32 Millionen Mitgliedern auf 1,29 Millionen. 17.184 Menschen traten aus der Kirche aus, 14.714 Menschen wurden bestattet. Im gleichen Zeitraum gab es 6.712 Taufen und 265 Übertritte sowie Wiedereintritte. Im Bistum Aachen ist die Mitgliederzahl um 4,4 Prozent auf rund 866.600 Katholikinnen und Katholiken gesunken. Das Bistum Essen zählte noch knapp 638.300 Mitglieder.

Bundesweit haben die beiden großen Kirchen im vergangenen Jahr zusammen mehr als eine Million Mitglieder verloren. Wie aus am Donnerstag von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Zahlen hervorgeht, gehörten Ende 2024 noch rund 37,8 Millionen Menschen einer der beiden Kirchen an. 2023 hatten die Kirchen noch 38,9 Millionen Mitglieder. 45,2 Prozent der Bevölkerung in Deutschland gehören aktuell noch einer Kirche an. Im Jahr 2014 lag der Anteil noch bei 57,4 Prozent.

Der rheinische Präses Thorsten Latzel erklärte: „Wir müssen Kirche grundlegend verwandeln.“ In den aktuell herausfordernden Zeiten würden Menschen neu nach Hoffnung, Halt, Sinn und Gemeinschaft fragen und auch Institutionen könnten eine neue Bedeutung bekommen. Die Lippische Landeskirche nannte als Ursachen für den Mitgliederrückgang Altersentwicklung, Wanderungsbewegungen und Austritte. Die Landeskirche verwies auf ihren Zukunftsprozess.

Die Kirche verzeichne weiter einen „schmerzhaften Rückgang“, erklärte der Generalvikar des Erzbistums Paderborn, Thomas Dornseifer. Kirche habe Vertrauen verloren, erklärte er mit Blick auf den früheren Umgang der katholischen Kirche mit sexualisierter Gewalt. Die Aufarbeitung bleibe „eine besondere Verantwortung“ und behalte „weiter oberste Priorität“. Die anhaltende Austrittsneigung sei ein „klares Signal und Verpflichtung, die Menschen noch stärker einzubinden“, sagte Generalvikar Jan Nienkerke vom Bistum Essen.