Latzel: Politische Beiträge gehören zum "Kerngeschäft" der Kirchen
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Thorsten Latzel
Düsseldorf (epd).

Kirche kann nach den Worten des rheinischen Präses Thorsten Latzel die Politik nicht nur den Politikerinnen und Politikern überlassen. Schließlich gehe es um den Menschen und um Gottes Schöpfung, schreibt er in seinem Präsesblog zur Debatte um politische Stellungnahmen der Kirchen. „Ganz abgesehen davon: Was wäre dies für ein Grundverständnis demokratischer Partizipation?“ Es werde schwierig, wenn die Haltung zu öffentlichen Äußerungen der Kirche davon abhänge, ob diese der eigenen politischen Position entspreche.

„Als Kirche sind wir dankbar für den demokratischen Rechtsstaat, in dem wir leben, und für alle, die sich in Politik, Justiz, Medien, Zivilgesellschaft und Kirchen für seinen Erhalt engagieren“, betonte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. Im Anschluss an die Barmer Theologische Erklärung sei es die kirchliche Aufgabe, „an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten“ zu erinnern. „Das gehört zum 'Kerngeschäft' unserer Kirche in einer arbeitsteiligen Gesellschaft.“

„Mir ist es, offen gesagt, egal, welche politische Farbe man uns als Kirche nachsagt“, betonte Latzel. Aufgabe der Christinnen und Christen sei es, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. „Deshalb bezeugen wir die eine, unbedingte Liebe Gottes zu allen Menschen und allen Geschöpfen“, erläuterte der evangelische Theologe. Deswegen widerspreche Kirche, wenn die gottgegebene Würde von Menschen verletzt werde, setze sich für Schwache, Leidende sowie Unterdrückte ein, trete für den Schutz menschlichen Lebens von Anbeginn bis zum Ende ein und engagiere sich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hatte sich zu Ostern in der „Bild am Sonntag“ von den Kirchen mehr Sinnstiftung und weniger Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen im Stile einer Nichtregierungsorganisation (NGO) gewünscht. Kirche werde austauschbar, wenn sie zu beliebig werde und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick habe, hatte die Katholikin erklärt.

„Nein, wir wissen es als Kirche politisch nicht besser und sind keine parteipolitische NGO“, erläuterte Latzel. „Wir brauchen den offenen, demokratischen Diskurs von konservativen, liberalen, sozialen und ökologischen Perspektiven.“ Deswegen sei es gut, dass Christinnen und Christen verschiedener demokratischer Parteien in den Gemeinden sowie Gremien mitwirkten und geistlich beheimatet seien.