Aachener Bistumszeitung blickt auf Dörfer am Tagebau
s:72:"Pilgergruppe besucht im Jahr 2021 das vom Abriss bedrohte Dorf Keyenberg";
Pilgergruppe besucht im Jahr 2021 das vom Abriss bedrohte Dorf Keyenberg
Aachen (epd).

Die Kirchenzeitung des Bistums Aachen blickt in ihrer aktuellen Ausgabe auf die Folgen für Menschen an Braunkohletagebauen. Unter der Überschrift „Leben am Loch“ geht es um Dörfer, die nun doch bleiben dürfen, aber weitestgehend verlassen wurden, sowie um „abgebaggerte“ Altdörfer und das Leben in neu aufgebaute Siedlungen, wie das Bistum mitteilte. Auch blicke die Kirchenzeitung auf Chancen und verpasste Gelegenheiten für einen ökologischen Strukturwandel.

Nach jahrelanger Unsicherheit für die Anwohner im „rheinischen Revier“, öffentlichkeitswirksamen Protesten und politischem Hin und Her traf der NRW-Landtag die Leitentscheidung zum früheren Ausstieg aus der Braunkohle und zur Verkleinerung der Abbaufläche, wie das Bistum erläuterte. Mit dieser Leitentscheidung im September 2023 sei klar geworden, dass die zu Erkelenz gehörenden Dörfer Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich, Berverath wie auch Morschenich im Dürener Land doch nicht abgebaggert werden. Doch ein Großteil der Bewohner sei schon umgesiedelt worden oder saß auf gepackten Umzugskisten. Die Zeitung lade zu einem Streifzug durch die Dörfer ein und zeige „Einblicke zwischen trostlos und Idyll und Menschen in Ungewissheit“.

Es herrsche eine unterschiedliche Stimmung an den Rändern der Tagebaue, erläutert das Bistum. Anwohner seien noch auf der Suche, wie es mit ihren Dörfern weitergeht. Doch die politischen Rahmenbedingungen würden nun gesteckt. In diesem Jahr habe die Option zum Vorkauf von ehemals genutztem Wohneigentum einen ersten Schritt in Richtung Zukunft und Nachnutzung markiert.

Dirk Jansen, Geschäftsleiter des Bundes für Umwelt und Naturschutz (Bund) NRW sieht mehr Chancen für Biotop-Flächen. Mit dem absehbaren Ende der Braunkohlegewinnung biete sich jetzt die einmalige Chance, die ökologisch arg geschundene Region zukunftsfähig aufzustellen, sagt er. Doch diese Gelegenheit drohe verpasst zu werden, denn es würden im großen Umfang neue Gewerbegebiete auf der „grünen Wiese“ geplant. Die Schaffung eines Ökosystemverbundes komme nicht voran, Nachhaltigkeitsziele spielten beim Strukturwandel kaum eine Rolle, kritisiert er.