Wirtschaftsinstitut: Es fehlen mehr als 300.000 U3-Kita-Plätze
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Köln (epd).

Mehr als jedes siebte Kind unter drei Jahren findet laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) keinen Kitaplatz. Im Frühjahr dieses Jahres hätten bundesweit mehr als 306.000 U3-Kitaplätze gefehlt, erklärte das Institut in Köln in einer veröffentlichten Studie. Der Osten Deutschlands schneidet bei den Betreuungsplätzen erheblich besser ab als der Westen.

Seit mehr als zehn Jahren gebe es für Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch noch immer gelinge es der Politik nicht, die Vorgabe zu erfüllen. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Betreuungssituation laut Studie bundesweit verbessert. Damals habe die Lücke mit 358.000 Plätzen noch um rund ein Sechstel höhergelegen.

In Bremen gebe es für beinahe jedes vierte Kind (knapp 24 Prozent) keinen Platz, erklärte das Institut. In Nordrhein-Westfalen sei der Anteil auf knapp 19 Prozent der unter Dreijährigen gestiegen. Im Osten Deutschlands fehle hingegen nur für knapp jedes 13. Kind (7,6 Prozent) ein Betreuungsplatz, hieß es weiter. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Wert bei sogar bei nur knapp vier Prozent.

Allerdings seien die Geburten in den neuen Bundesländern gegenüber dem Jahr 2016 um 25 Prozent zurückgegangen, im Westen hingegen um 9,6 Prozent. Daher könne es in ostdeutschen Ländern in den kommenden Jahren ein Überangebot geben, hieß es.

„Der Mangel an Kitaplätzen ist ein politisches Armutszeugnis“, erklärte IW-Bildungsexperte Wido Geis-Thöne. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei immer noch in weiten Teilen der Bundesrepublik stark eingeschränkt. Im Westen dürfte der Bedarf hingegen auf absehbare Zeit hoch bleiben. Im Osten müsse die Politik schon heute darüber nachdenken, das Betreuungsangebot zu reduzieren.

Grundlage der Berechnungen des Instituts sind Daten des Statistischen Bundesamts und des Familienministeriums. Der Bedarf an Plätzen wurde anhand einer im Auftrag des Bundesfamilienministeriums durchgeführten Befragung von Eltern zum Thema hochgerechnet. © epd-bild / Stefan Arend