Umfrage: Menschen im Ruhrgebiet gelten als besonders anpassungsfähig
s:146:"Das Ruhrgebiet vollzieht einen Strukturwandel: Das Ende des Steinkohle-Bergbaus wurde 2018 mit ökumenischen Gottesdienst im Essener Dom begangen.";
Das Ruhrgebiet vollzieht einen Strukturwandel: Das Ende des Steinkohle-Bergbaus wurde 2018 mit ökumenischen Gottesdienst im Essener Dom begangen.
Essen (epd).

Die Menschen im Ruhrgebiet gelten einer Umfrage zufolge in Zeiten des Wandels als besonders anpassungsfähig und stufen sich auch selbst häufig so ein. In der in Essen vorgelegten repräsentativen Befragung verglich das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Regionalverbands Ruhr (RVR) sieben Regionen in Deutschland miteinander. Im Zentrum standen dabei die Mentalitäten in den Regionen sowie die Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft der Menschen als Schlüsseleigenschaften für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen.

Der Mentalitätsatlas vergleicht die wahrgenommenen Selbst- und Fremdbilder in den von den Demoskopen definierten Regionen Bayern, Berlin, Norddeutschland, Rheinland, Ruhrgebiet, Sachsen und Schwaben. Das Ruhrgebiet belegt im Fremdbild mit 77 Prozent den ersten Platz bei der Eigenschaft Anpassungsfähigkeit - noch vor dem Rheinland (73 Prozent) und Berlin (74). Seltener wird Anpassungsfähigkeit hingegen den süddeutschen Regionen Schwaben (67 Prozent) und Bayern (60) sowie den Sachsen (52) zugesprochen.

Die Menschen in der ehemaligen Bergbau- und Stahlregion Ruhrgebiet gelten nicht nur als anpassungsfähig, sondern auch als besonders sozial kompetent. So wird der Region häufiger Direktheit (87 Prozent), ein starkes Gemeinschaftsgefühl (85), Offenheit gegenüber anderen Menschen (82) und Unkompliziertheit (75) zugeschrieben als anderen Regionen. Auch im Selbstbild der Menschen im Revier werden diese Qualitäten häufiger genannt.

„Die Menschen im Ruhrgebiet haben jahrzehntelange Transformationserfahrung vom Bergbau hin zur grünen Industrieregion“, erklärte RVR-Regionaldirektor Garrelt Duin. „Diese Anpassungsfähigkeit macht die Region zum Vorreiter im Umgang mit Veränderungen.“

Angesichts wachsender Herausforderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft durch Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischen Wandel rücke die Bedeutung weicher Standortfaktoren zunehmend in den Fokus, erklärten die Allensbach-Demoskopen. Die Mentalität einer Region präge entscheidend, wie Menschen angesprochen und für Veränderungen motiviert werden könnten. „Sie beeinflusst damit auch die Attraktivität eines Standorts sowie die wahrgenommene Lebensqualität der Region“, erklärte Wilhelm Haumann vom Institut für Demoskopie Allensbach.

Die Erhebung scheine zudem zu bestätigen, dass „Arbeitstugenden in Deutschland nach wie vor hoch im Kurs stehen“. Entgegen aktuellen Debatten rund um mangelnde Arbeitsmoral spielten in der Selbsteinschätzung der Befragten die Eigenschaften fleißig (89 Prozent), bodenständig (87) und anpackend (89) eine herausragende Rolle, hieß es. Dieses Selbstbild bestätigt sich auch im Ruhrgebiet. Die Wahrnehmung von Tatkraft (93 Prozent), Bodenständigkeit (93) und Fleiß (90) übertrifft auch hier die Vorstellungen im Selbstbild in den meisten anderen Regionen.

Lediglich Berlin sticht den Angaben zufolge heraus: Die Menschen in der Hauptstadt schätzen sich am seltensten als fleißig (69 Prozent), bodenständig (68) und sparsam (58) ein.

Die Erhebung basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung der deutschen Bevölkerung. Dabei wurden vom 7. bis 17. Januar dieses Jahres über 2.900 Menschen zwischen 16 und 70 Jahren in Deutschland befragt.