
Mehr als jeder zweite Bundesbürger hält einer Umfrage zufolge die Demokratie für nicht stabil. Drei von vier Deutschen sehen kaum Chancen für eine Lösung der aktuellen Konflikte, wie aus dem ersten Konfliktmonitor der Konfliktakademie ConflictA an der Universität Bielefeld hervorgeht. Wichtig waren den Befragten neben der Inneren Sicherheit (78 Prozent) auch Infrastruktur (73 Prozent), soziale Ungleichheit (69 Prozent) und Gesundheit (68 Prozent). Weitere Themen sind demnach Rechtsextremismus (67 Prozent), der Unterschied zwischen Arm und Reich (65 Prozent) und der Klimawandel (61 Prozent).
Rund ein Drittel der Befragten (30 Prozent) stimmte den Angaben zufolge der Aussage zu, „die Demokratie in Deutschland ist am Ende“. Weitere 51 Prozent meinten, „die Demokratie in Deutschland ist in erheblichem Maße gefährdet“. „Diese deutlichen Befunde weisen auf eine zentrale Aufgabe für die nächste Bundesregierung hin“, erklärten die Autorinnen und Autoren der Studie.
Als Hauptgründe für aktuelle Konflikte nannten die fast 3.000 befragten Bürgerinnen und Bürger mangelnde Kooperation in der Bundesregierung (70 Prozent), Überregulierung und Bürokratie (67 Prozent) sowie Inkompetenz von Parteien und Politik (68 Prozent). Fehlende gesellschaftliche Solidarität und wirtschaftliche Schwierigkeiten am Standort Deutschland wurden jeweils von 67 Prozent genannt. Als weitere Ursachen für gesellschaftliche Konflikte nannten die Befragten einen fehlenden Zusammenhalt (65 Prozent), Intoleranz und Menschenfeindlichkeit (62 Prozent) sowie das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen und Religionen (63 Prozent).
Diskussionen über innere Sicherheit und Migration seien eher den Wählern der AfD, CDU und FDP wichtig, hieß es. Das Thema Rechtsextremismus werde vorwiegend von Anhängern der SPD als relevant gesehen, das Thema Klimawandel besonders von Anhängern der Grünen.
„Die Stärkung der Demokratie und ihrer Institutionen sollte verbunden sein mit einer Stärkung der Kompetenz, Konflikte jenseits aller Differenzen konstruktiv zu lösen“, sagte der Mit-Autor und Direktor des Hochschul-Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Andreas Zick. Die Ergebnisse zeigten, dass die Befragten nach konstruktiven Debatten suchten. „Wir müssen lernen, unterschiedliche Meinungen auszuhalten und dabei die demokratischen Grundwerte zu bewahren“, mahnte der Konfliktforscher. Anstatt einseitige oder polarisierende Schwerpunktsetzungen vorzunehmen, sollten die Parteien die Vielfalt der Themen, die die Bürger bewegen, ernst nehmen.
Die Studie basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von 2.900 volljährigen Deutschen in der Zeit vom 21. November bis 12. Dezember 2024. Die Studie wurde in Kooperation mit dem SOKO Institut für Sozialforschung & Kommunikation durchgeführt.