
Ein Großteil der Internetnutzer in Deutschland befürchtet gravierende Folgen politischer Desinformation für die Gesellschaft. 87 Prozent fürchten eine Spaltung der Gesellschaft, wie eine von der Landesanstalt für Medien NRW in Düsseldorf veröffentlichte Umfrage zum Informationsverhalten bei Wahlen ergibt. 83 Prozent machten sich Sorgen, dass Desinformation zu mehr Radikalisierung führe. 78 Prozent fürchteten zudem, dass Desinformation Wahlergebnisse beeinflussen könnte. 88 Prozent gingen davon aus, dass der technologische Fortschritt die Gefahren von Desinformation weiter verschärft, etwa durch künstlich generierte Inhalte.
Die Zahlen basieren auf einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa vom 15. bis 20. Januar, also im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl. Dafür wurden den Angaben zufolge 1.005 deutschsprachige Internetnutzer ab 14 Jahren per Online-Fragebogen befragt.
Zudem sei das Misstrauen in Plattformbetreiber bei der Bekämpfung von Desinformation gestiegen, hieß es. Nur noch 41 Prozent der Befragten hielten es für eine wirksame Strategie, Desinformation bei den Plattformen zu melden. Das seien acht Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Vor allem bei den unter 25-Jährigen sei das Vertrauen in Plattformen um 26 Prozentpunkte gesunken und liege nun bei 43 Prozent.
„Dass inzwischen fast 60 Prozent kein Vertrauen mehr in das Handeln der Plattformen haben, kann angesichts der fortgeschrittenen Verantwortungsatrophie bei den Herren Zuckerberg und Musk kaum verwundern“, sagte der Direktor der Medienanstalt, Tobias Schmid. Gesetzgeber und Regulierung müssten an die Stelle des Versagens der Plattformen treten.
Als Akteure, die Desinformation verbreiten, werden den Ergebnissen zufolge vor allem ausländische Regierungen und Politiker wahrgenommen (64 Prozent), aber auch Protestgruppen und Aktivisten, Blogger sowie Influencer (je 60 Prozent). Deutsche Politiker und Parteien außerhalb der Bundesregierung folgten mit 48 Prozent. 38 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass ausländische Publikationen und Medienschaffende Falschinformationen verbreiten, 28 Prozent werfen dies auch deutschen Medien und Journalisten vor.
Social-Media-Plattformen hätten ihre Beliebtheit als Informationsquelle vor der Bundestagswahl im Vergleich zur Europawahl 2024 ausgebaut, hieß es. 24 Prozent aller Befragten hätten diese Plattformen genutzt, um sich vor der Wahl zu informieren. 2024 seien es noch 18 Prozent gewesen. Bei den unter 25-Jährigen sei der Anteil sogar von 48 Prozent im Vorjahr auf 59 Prozent angestiegen.
Insgesamt waren das Fernsehen (63 Prozent) und Internet (62 Prozent) laut Umfrage die meistgenutzten Informationsquellen zur Bundestagswahl. Der Wahl-O-Mat habe bei 52 Prozent gelegen, vor Radio (42 Prozent) und gedruckten Tageszeitungen (38 Prozent). Persönliche Gespräche spielten mit 38 Prozent ebenfalls eine große Rolle.