Die digitale Kompetenz bei Schülern in Deutschland hat sich laut einer internationalen Vergleichsstudie verschlechtert. Deutschland liege mit rund 500 Punkten im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen zwar über dem internationalen Mittelwert von 476 Punkten, erklärte die Universität Paderborn am Dienstag bei der Veröffentlichung der Studie „International Computer and Information Literacy Study 2023“. Die Kompetenzwerte seien jedoch im Vergleich zu den Erhebungen der Jahre 2018 und 2013 rückläufig.
Mit Blick auf die Verteilung auf die fünf erfassten Kompetenzstufen erreichten mehr als 40 Prozent der Achtklässler nur die unteren beiden Kompetenzstufen, erklärte die Erziehungswissenschaftlerin der Universität Paderborn, Birgit Eickelmann, die die wissenschaftliche Leitung der Studie für Deutschland hat. An den nicht gymnasialen Schulformen liege dieser Anteil sogar bei mehr als 55 Prozent. Nötig sei auf der Schulebene gezieltere, kontinuierliche und zeitgemäße Lehrerfortbildung, hieß es.
Jugendliche, die nur die unteren beiden Kompetenzstufen erreichten, könnten im Digitalen wenig mehr als einen Link anklicken, eine WhatsApp-Nachricht tippen oder durch Instagram und TikTok scrollen, sagte Eickelmann „Spiegel-Online“. Diese Jugendlichen hätten Probleme, sich im Internet über Ausbildungsberufe zu informieren oder eine Bewerbung per E-Mail verschicken. Wenn Schüler die Seriosität von Quellen im Internet kaum bewerten könnten, mache sie das zudem anfällig für Fake News und Populismus, gerade in den sozialen Medien, erklärte die Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn.
90 Prozent der Schüler hätten zwar ihre hohe Motivation am Lernen mit digitalen Medien zum Ausdruck gebracht, hieß es. Lediglich 25 Prozent der Achtklässler hätten jedoch angegeben, dass sie täglich digitale Medien in der Schule für schulische Aufgaben nutzen. Laut der Studie ist für 70 Prozent der Lehrkräfte das Unterrichten mit digitalen Medien selbstverständlich geworden.
Der Landesverband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW forderte angesichts der Ergebnisse die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Schulträger auf, „Bildung konsequent zu priorisieren und für angemessene Rahmenbedingungen zu sorgen“. Zudem müssten Lehrkräfte möglichst schnell Fortbildungen erhalten, damit sie den Unterricht so gestalten könnten, dass Schüler die Kompetenzen erhielten, Fake News und KI-generierte Nachrichten zu erkennen und einzuordnen, erklärte die Landesvorsitzende des VBE NRW, Anne Deimel.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erklärte zu den Ergebnissen: „Damit dürfen wir uns nicht abfinden und wir werden weiter intensiv daran arbeiten, unseren Schülerinnen und Schülern die nötigen digitalen Kompetenzen mit auf den Weg zu geben.“ Nordrhein-Westfalen habe als erstes Bundesland einen Leitfaden für den Umgang mit KI in der Schule vorgelegt und ein Pilotprojekt zu KI im Unterricht gestartet. Wichtig sei aber auch, dass die Lehrkräfte über die digitalen Fortbildungsoffensiven hinaus weiter unterstützt und qualifiziert würden. Die Lehrerfortbildung solle zukünftig verbindlicher und systematischer gestalten werden.
In Deutschland beteiligten sich an der Studie den Angaben zufolge 230 zufällig und repräsentativ ausgewählte Schulen der Sekundarstufe I aus allen 16 Bundesländern. In jeder dieser Schulen wurden nach einem internationalen Stichprobenplan eine Klasse der achten Jahrgangsstufe sowie in der Regel 15 Lehrpersonen, die jeweilige Schulleitung und die Person, die für IT-Koordination der Schule verantwortlich ist, befragt. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit vier Millionen Euro gefördert und von der Europäischen Kommission kofinanziert.