
Für ihr Engagement für die Demokratie und freiheitliche Werte hat die Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, in Gütersloh den Reinhard Mohn Preis 2025 erhalten. Mit ihr wurde der Hamburger Unternehmer Michael Otto ausgezeichnet, der sich mit verschiedenen Stiftungen für Klimaschutz und gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzt. Beide Preisträger trügen dazu bei, die Widerstandskraft der Demokratie zu fördern, hieß es zur Preisbegründung. Sandu und Otto teilen sich das Preisgeld von insgesamt 200.000 Euro, das sie gemeinnützigen Projekten und Initiativen ihrer Wahl zugutekommen lassen.
In seiner Laudatio nannte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Preisträgerin Sandu ein Vorbild im Kampf gegen Autokraten und um die Selbstbehauptung der Demokratie. Angesichts eines mächtigen Gegners im benachbarten Russland sei Maia Sandu eine derer, die „mit offenem Visier und vollem Risiko um just die Werte kämpfen, die unsere Werte sind“, sagte Steinmeier vor rund 500 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Theater Gütersloh. „Sie sind der tägliche Beweis für die Sehnsucht nach Demokratie.“
Sandu habe schon früh davor gewarnt, dass Moskau auf die Staaten des freien Westens ziele, Demokratie und Freiheit treffen wolle. Der Beginn des Ukraine-Krieges vor drei Jahren habe auch Moldau vor viele Herausforderungen gestellt. „Moldau ist nicht nur eines der ärmsten Länder Europas, seine wirtschaftliche Entwicklung wird zudem durch teure Energie aus Russland, den Krieg in der ukrainischen Nachbarschaft und innere Konflikte behindert“, sagte der Bundespräsident. In dieser Situation habe Sandu Standhaftigkeit bewiesen, indem sie sich 2024 erneut um die Präsidentschaft Moldaus bewarb und trotz russischer Einflussnahme die Wahl mit großem Vorsprung gewann.
Sandu rief Europa zum Zusammenhalt auf. „Die Grundlagen unserer Gesellschaften, die Freiheiten, die Sicherheit und unsere Art zu leben stehen auf dem Spiel“, mahnte sie. Im Krieg in der Ukraine gehe es auch darum, ob Europa ein Kontinent bleiben kann, auf dem Frieden und Freiheit herrscht. Den Reinhard Mohn Preis erachte sie deshalb auch als eine Belohnung für den Mut und das Durchhaltevermögen der Menschen in Moldau gegen den Druck von außen. Demokratie sei keine Selbstverständlichkeit und müsse immer verteidigt werden, betonte Sandu. „Für Moldau bedeutet das, dass wir einen Platz in der Europäischen Union bekommen.“
„Die Geschichte hat gelehrt, dass ein ungerechter Friede überhaupt kein Friede ist“, sagte Sandu zu den derzeitigen Gesprächen zwischen den USA und Russland über die Zukunft der Ukraine. Die europäischen Staaten müssten diese historische Herausforderung annehmen und dafür sorgen, dass es einen „wirklichen Frieden in der Ukraine“ gebe und kein Vorspiel zu einem größeren Krieg, appellierte die Präsidentin Moldaus. „Wenn wir es schaffen, werden andere folgen.“
Auch der zweite Preisträger rief die Menschen dazu auf, sich „mit ganzer Kraft für den Erhalt und die Stärkung unserer liberalen Demokratie“ einzusetzen: Im Einzelnen nannte Otto „Vielfalt der Meinungen, der Stimmen, der Lösungsideen und -wege. Nur so erhalten wir die besten Lösungen für unsere Zukunft.“
Der Reinhard Mohn Preis erinnert an den 2009 gestorbenen Gründer der Bertelsmann Stiftung, Reinhard Mohn. Die alle zwei Jahre vergebene Auszeichnung soll innovative Ideen für drängende gesellschaftliche und politische Herausforderungen würdigen. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern gehören unter anderen der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck und die CDU-Politikerin Rita Süssmuth. Erstmals wurde der Reinhard Mohn Preis im Jahr 2011 vergeben.