Die Polizei in NRW verzeichnet wieder steigende Zahlen bei der Kinder- und Jugendkriminalität. 2023 wurden insgesamt 107.962 Kinder, Jugendliche und junge Heranwachsende unter 21 Jahren als Tatverdächtige ermittelt, wie aus dem Lagebild Jugendkriminalität hervorgeht, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Das sei ein Plus von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe hatten zuerst darüber berichtet.
Den höchsten Anstieg um 7,4 Prozent auf 22.496 gab es laut Lagebild bei der Zahl tatverdächtiger Kinder unter 14 Jahren. Die Zahl jugendlicher Tatverdächtiger unter 18 Jahren legte um 6,1 Prozent auf 47.602 zu, bei Heranwachsenden lag der Anstieg bei 3 Prozent auf 37.864.
Innenminister Herbert Reul äußerte sich besorgt über die Entwicklung. „Dass immer mehr junge Menschen auf die schiefe Bahn geraten, müssen wir sehr ernst nehmen“, erklärte der CDU-Politiker in Düsseldorf. Es sei wichtig, kriminelle Karrieren zu beenden, bevor sie Fahrt aufnehmen. Die gestiegene Jugendkriminalität sei nicht nur ein Problem der Jugend, „sondern ein Weckruf an uns alle“, betonte Reul. Lehrkräfte und Pädagogen spielten eine entscheidende Rolle, aber auch Eltern seien in der Pflicht, Kindern Respekt und gewaltfreie Konfliktlösungen beizubringen.
Die Zahl der aufgeklärten Straftaten, die von Tatverdächtigen unter 21 Jahren begangen wurden, ist laut Lagebild 2023 im Vergleich zum Vorjahr von gut 140.000 auf knapp 155.000 gestiegen. Im Zehnjahresvergleich gab es allerdings in den Jahren 2014 bis 2016 bereits höhere Fallzahlen. Die große Mehrheit der mutmaßlichen Täter sind dem Bericht zufolge junge Männer. Rund 32 Prozent der Tatverdächtigen hatten keinen deutschen Pass.
Die häufigsten Delikte junger Tatverdächtiger waren Diebstahl, Körperverletzung und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Am stärksten zugenommen haben Raubdelikte, hier verzeichnet das Lagebild einen Anstieg um 24,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Gestiegen ist dem Bericht zufolge aber auch die Zahl junger Opfer von Straftaten. 75.088 Kinder, Jugendliche und Heranwachsende waren 2023 davon betroffen. Das waren 8,3 Prozent mehr als im Vorjahr, im Vergleich zu 2014 lag der Anstieg sogar bei 38,4 Prozent.