Närrisches Treiben, Spott und Hohn: Rosenmontagszüge rollen durch NRW
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Rosenmontagszug in Düsseldorf
Düsseldorf, Köln (epd).

Bei strahlendem Sonnenschein sind die Rosenmontagszüge in den rheinischen Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf gestartet. Deutschlands größter Karnevalsumzug, der sieben Kilometer lange „Zoch“, setzte sich um 10 Uhr in Bewegung. Die politischen Persiflagewagen nehmen etwa die neue US-Regierung, die Bundestagswahl und sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche aufs Korn. In Düsseldorf begann der Zug um 12.22 Uhr. Die politischen Mottowagen zeigen die Staatschefs der Weltmächte mit dicken Eiern, den designierten Kanzler Friedrich Merz (CDU) als Esel und AfD-Chefin Alice Weidel als Märchenhexe, die Lebkuchen in Hakenkreuzform an Erstwähler verteilt.

Der Rosenmontag ist Höhepunkt des Straßenkarnevals, in den Metropolen des Frohsinns begleiteten hunderttausende Menschen die großen Umzüge in Köln, Düsseldorf, Aachen und Bonn sowie zahlreichen weiteren Städten. Wegen Anschlagsdrohungen warten die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wollten am Kölner Zug teilnehmen.

Einer der insgesamt 14 politischen Mottowagen in Düsseldorf aus der Werkstatt des Künstlers Jaques Tilly zeigt CDU-Chef Merz als dürren Esel. Er ist vor einen schwer beladenen Wagen gespannt und bekommt angesichts der Last von Schuldenbremse, AfD, Rezession, Ukrainekrieg und US-Präsident Trump keinen Fuß auf den Boden. Der Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steuert ein abgesoffenes kleines SPD-Schiff, das auf den Meeresgrund im Sand gesunken ist. Die Chefin der in Teilen rechtsextremen AfD, Alice Weidel, lockt als bucklige Hexe mit Lebkuchen in Form des Hakenkreuzes.

Die internationale Politik ist ebenfalls Gegenstand von Spott und Hohn: Die Staatschefs Xi Jinping, Donald Trump und Wladimir Putin werden mit überdimensionierten Hoden gezeigt, die ihre jeweiligen Länder „great again“ machen wollen. Tech-Milliardär Elon Musk ist als sabberndes Baby mit AfD-Windel, Napoleon-Hut und US-Flagge in Hakenkreuzform zu sehen. Putin und Trump zerquetschen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit einem „Hitler-Stalin-Pakt 2.0“. Ein rauschebärtiger Gott packt den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie einen Vertreter der Palästinenser an den Ohren und fordert beide auf, „endlich eine politische Lösung“ zu finden.

Die Kölner Persiflagewagen zeigen einen Trump, der Freiheit und Justiz Ketten anlegt. Elon Musk wippt auf einem zum Hitlergruß ausgestreckten Arm und befördert damit AfD-Frau Weidel in die Höhe. Ein Wagen zu sexualisierter Gewalt in der Kirche mit der Aufschrift „Jesus liebt dich“ zeigt einen Beichtstuhl mit dem ausgestreckten Arm eines Geistlichen, der mit gekrümmtem Zeigefinger einen kleinen Messdiener heranzulocken scheint. Das Festkomitee hatte den Wagen gegen Kritik aus dem Erzbistum und von CDU-Lokalpolitikern verteidigt.

Das Erbe der Babyboomer an die junge Generation Z wird auf einem Wagen mit einer riesigen Metallkugel thematisiert, die mit Problemen wie Schulden, Klima, Rente und Infrastruktur gefüllt ist. Das Motiv „EU Love Island“ zeigt eine Asylantragsstelle auf einer kleinen, einsamen Insel im Meer - im Hintergrund ist ein vollbesetztes Schlauchboot zu sehen. Insgesamt 19 Persiflagewagen führen im Kölner Rosenmontagszug durch die Innenstadt. Das Motto lautete „FasteLOVEnd - Wenn Dräum widder blöhe“.

Auch soziale Projekte wurden von den Närrinnenund Narren thematitisert. So machte in Düsseldorf ein Wagen auf den Schwimmlern-Container „Narwali“ aufmerksam. Das 2023 gestartete Projekt wird noch vom Land NRW gefördert und soll Kindern eine niedrigschwellige Möglichkeit bieten, trotz schließender öffentlicher Bäder erste Schwimmerfahrungen zu sammeln. In Köln war ein Inklusionswagen der Diakonie Michaelshoven unterwegs.