Nachhaltige Banken gegen versteckte Rüstungsinvestitionen
s:111:"Die Bank für Kirche und Diakonie in Dortmund ist eine Genossenschaftsbank mit christlichen Wurzeln und Werten.";
Die Bank für Kirche und Diakonie in Dortmund ist eine Genossenschaftsbank mit christlichen Wurzeln und Werten.
Bochum, Dortmund (epd).

Nachhaltig und ethisch ausgerichtete Banken in Deutschland kritisieren neue Lockerungen der Finanzwirtschaft, um Rüstungsinvestitionen als nachhaltig deklarieren zu können. Mithilfe dieser Lockerungen würden Investitionen in Rüstung kaschiert, erklärte die GLS Bank in Bochum gemeinsam mit weiteren Geldinstituten. In einem Positionspapier betonen die Geldinstitute, die auch Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände zu ihren Kunden zählen, dass Waffen und Rüstungskonzerne ihrem Nachhaltigkeitsverständnis widersprechen.

Der Einsatz von Waffen und Rüstungsgütern leiste keinen positiven Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele, „sondern zerstört Leben, die Zivilgesellschaft, die Umwelt und Infrastrukturen“, erklären neben der GLS Bank auch die Bank im Bistum Essen (BIB), die Bank für Kirche und Caritas mit Sitz in Paderborn, die DKM Darlehnskasse Münster, die Evangelische Bank als kirchliche Genossenschaftsbank mit Sitz in Kassel und die katholische Genossenschaftsbank PAX Bank mit Sitz in Köln. Zu den Unterzeichnern gehören auch die KD-Bank (Bank für Kirche und Diakonie) in Dortmund, die Steyler Ethik Bank in Sankt Augustin und das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Investitionen in Rüstungskonzerne hätten letztlich zwar auch die Förderung von Frieden als Ziel, täten dies aber nicht auf eine Weise, wie es das 16. Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen intendiere, heißt es.

Seit Dezember 2024 dürfen Investitionen in konventionelle Waffen- und Rüstungsgüter als nachhaltig gelten, wie die Banken erläuterten. Zuvor habe eine Umsatzschwelle von zehn Prozent je Unternehmen gegolten. Dass diese Schwelle 2025 nicht mehr gelte, liege am „ESG-Zielmarktkonzept“, das Einfluss auf den gesamten deutschen Finanzmarkt habe. Die Unterzeichner des kritischen Positionspapiers zitieren aus einer Mitteilung der verantwortlichen Bankenverbände vom Ende des vergangenen Jahres: „Die Mindestanforderung, Investitionen in Rüstungsgüter auszuschließen, wenn diese mehr als zehn Prozent des Umsatzes eines Unternehmens ausmachen, entfällt sowohl für Fonds als auch für Zertifikate und Anleihen.“

Der Vorstandsvorsitzende der KD-Bank, Ekkehard Thiesler, unterstrich, dass Anleger und Investoren in Rüstungsgüter und Waffen riskierten, dass diese Produkte nicht nur zu Abschreckungszwecken eingesetzt würden. Zudem seien Finanzinvestitionen in Rüstungskonzerne überwiegend renditeorientiert und spekulativ. „Wir möchten von möglichen Gewinnen dieser Branche nicht profitieren.“

Auch der KD-Bank Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass eine Finanzierung der Rüstungsbranche auch über andere Kapitalströme erfolgen könne. „Es gibt keinen Grund, dafür das zu opfern, was die Gesellschaft mit nachhaltigen Geldanlagen verbindet: im Sinne heutiger und künftiger Generationen.“

Die GLS Bank und ihre Mitstreiter sehen diese Ankündigung als weiteren Schritt in Richtung einer grundsätzlichen Verwässerung des Nachhaltigkeitsbegriffs im Finanzsektor. Nach der europäischen Deklaration von Gas- und Atomenergie als nachhaltige Geschäftsbereiche folge damit auf nationaler Ebene eine weitere Zäsur in der Definition, kritisieren sie.

Diese gelockerten Einordnungen in den Bereich Nachhaltigkeit widersprächen dem Anlegerschutz, erklärten die Genossenschafts- und kirchlich orientierten Banken. Die sogenannte „EU-Taxonomie“ solle Anlegern bei Finanzangeboten Transparenz schaffen, und Anleger sollten nachhaltige Fonds, Anleihen oder Zertifikate einfach erkennen können. Rüstung und Sicherheit lägen in der Verantwortung des Staates und falle nicht in den Aufgabenbereich nachhaltiger Finanzanbieter, betonen die Unterzeichner des Positionspapiers.