Kriminalität in NRW 2024 leicht gesunken
s:93:"Trotz weniger Diebstahl- und Raubdelikte, gab es einen Zuwachs bei der Internetkriminalität.";
Trotz weniger Diebstahl- und Raubdelikte, gab es einen Zuwachs bei der Internetkriminalität.
Düsseldorf (epd).

Die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen ist 2024 laut Statistik erstmals seit zwei Jahren wieder leicht rückläufig gewesen. Insgesamt erfasste die Polizei knapp 1,4 Millionen Straftaten, ein Prozent weniger als im Jahr zuvor, wie aus der in Düsseldorf vorgestellten Kriminalitätsstatistik des Innenministeriums hervorgeht. Im Jahr 2023 war die Zahl der Straftaten noch um 3,4 Prozent zum Vorjahr gestiegen.

„Damit ist der steile Anstieg der Nach-Corona-Jahre erfolgreich ausgebremst: Trotz Europameisterschaft und trotz neuer Herausforderungen an allen Ecken und Enden“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU). Von den Fällen konnten 53,5 Prozent - insgesamt 747.780 - aufgeklärt werden. Dies waren etwas weniger Fälle als die 54,2 Prozent aus 2023, die die beste Aufklärungsquote seit 1962 war. Die Aufklärungsquote ist damit aber seit rund zehn Jahren nahezu konstant.

Der Rückgang der Kriminalität ist dem Minister zufolge vor allem auf weniger Diebstahl- und Raubdelikte mit je minus 1,3 und 5,1 Prozent zurückzuführen. Zuwächse gab es dagegen bei Wohnungseinbrüchen (plus 5,2 Prozent), Körperverletzung (plus 1,7 Prozent) und Cybercrime (plus 7,8 Prozent). „Die kriminelle Energie im Netz steigt“, merkte Reul dazu an. Gestiegen ist im Jahresvergleich auch die Zahl der Opfer von Straftaten, und zwar um 5,9 Prozent auf 325.897. Davon wurden 3.172 Menschen bei einer Straftat schwer verletzt, 306 getötet.

Besorgt zeigte sich Reul über den Anstieg der Gewaltkriminalität in den zurückliegenden Jahren. Zwar gab es hier 2024 nur ein knappes Plus von 0,4 Prozent, doch in den letzten zehn Jahren belief sich der Zuwachs auf 20 Prozent. „Es hat sich was verändert. Dem lauten Wort folgt immer öfter die Gewalttat. Die Statistik spuckt aus, wie es um die Gesellschaft steht“, so der Minister. Insgesamt registrierte die Polizei rund 55.600 Delikte von Mord (180 Fälle gegenüber 154 in 2023), Totschlag, Raub, schwerer Körperverletzung und Sexualstraftaten. Drei von vier Fällen konnten aufgeklärt werden.

Auch beim Widerstand gegen Beamte sowie bei Angriffen auf Polizistinnen und Polizisten gab es im Vorjahr mit 10.084 Fällen - 162 mehr als 2023 - einen neuen Höchststand. Insgesamt waren 14.673 von ihnen Opfer einer Widerstandshandlung, 6.789 Opfer eines tätlichen Angriffs. Die Zahlen zeigten, dass der Respekt gegenüber der Polizei verloren gegangen sei, sagte der Minister. Auffallend in der Statistik ist Reul zufolge auch der überdurchschnittlich hohe Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger, die nahezu jede dritte Tat verübten: Ihr Anteil bei den Straftaten insgesamt lag bei 38 Prozent, während der Bevölkerungsanteil bei lediglich 16,6 Prozent liegt. „Sie sind überrepräsentiert. Das müssen wir uns genau anschauen“, sagte der Minister.

Mit Blick auf die ebenfalls gestiegene Zahl von Fällen häuslicher Gewalt appellierte der Minister an die Opfer, zur Polizei zu gehen: „Taten werden nicht angezeigt. Manchmal aus Angst, Scham oder falsch verstandener Loyalität. Melden Sie sich, wenn sie vom Partner Gewalt erfahren. Nur dann kann sich auch etwas ändern.“ Insgesamt gab es im Vorjahr rund 61.400 Fälle von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt innerhalb von Familie oder Partnerschaft - 1,9 Prozent mehr als 2023. In rund der Hälfte der Fälle lebten Opfer und Täter in einem Haushalt.

Der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Marc Lürbke, verwies auf die um 20 Prozent gestiegene Zahl von Messerangriffen und sprach von einem gravierenden Sicherheitsproblem. Konkrete Maßnahmen der Landesregierung fehlten. Auch mit Blick auf den Anstieg von Morden, häuslicher Gewalt und gefährlichen Körperverletzungen bei Kindern und Jugendlichen müsse das Land „endlich ein durchdachtes Sicherheitskonzept“ liefern. Ähnlich äußerte sich auch die innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Christina Kampmann. Sie verwies zudem auf den Anstieg bei Wohnungseinbrüchen und sprach von einer zunehmenden Bedrohung für die Sicherheit der Bewohner. Die Landesregierung wirke den Trends nicht genügend entgegen.