
Die Rosenmontagszüge in Mainz und Köln stehen in diesem Jahr unter anderem im Zeichen der neuen US-Regierung und dem Scheitern der Ampel-Koalition. In Mainz wird auch das imperiale Gebaren Wladimir Putins thematisiert, während in Köln kirchliche Missbrauchsskandale im Fokus stehen. Die Mottowagen, die in der Kölner Wagenbauhalle vorgestellt wurden, zeigen etwa US-Präsident Donald Trump, der Freiheit und Justiz Ketten anlegt. Der Tech-Milliardär Elon Musk wippt auf einem zum Hitlergruß ausgestreckten Arm und befördert damit AfD-Frau Alice Weidel in die Höhe.
Weidel und Sahra Wagenknecht (BSW) senden auf einem weiteren Motiv blumige Grüße aus Moskau, gespickt mit Geld, Hetze und Fake News. Das Erbe der Baby-Boomer an die junge Generation Z wird auf einem Wagen mit einer riesigen Metallkugel thematisiert, die mit Problemen wie Schulden, Klima, Rente und Infrastruktur gefüllt ist.
Insgesamt werden bei dem Zug am kommenden Montag 19 Persiflagewagen und viele weitere Festwagen durch die Kölner Innenstadt fahren. Ein vom Erzbistum Köln und der CDU kritisierter Wagen zu sexualisierter Gewalt in der Kirche bleibt Teil des Zugs. Der Wagen „Jesus liebt dich“ persifliert sexualisierte Gewalt in der Kirche. Er zeigt einen Beichtstuhl mit dem ausgestreckten Arm eines Geistlichen, der mit gekrümmtem Zeigefinger einen kleinen Messdiener heranzulocken scheint.
Das Festkomitee verteidigte den Wagen. Mit dem Motiv werde die Instrumentalisierung des Glaubens im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch angeprangert, sagte Sprecherin Tanja Holthaus dem Evangelischen Pressedienst (epd). Beim Wagenrichtfest segneten der Kölner Stadtdechant Robert Kleine und der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger die Wagen, ihre Besatzung sowie Helferinnen und Helfer.
Beim Mainzer Rosenmontag sind das Scheitern der Berliner Ampel-Regierung, die zu einem Monster mutierte, überbordende Bürokratie in Deutschland und der marode Zustand von Deutscher Bahn und Bundeswehr Themen der politischen Motivwagen. Insgesamt zehn Wagen hat der federführende Mainzer Carneval-Verein (MCV) für den Höhepunkt der Straßenfastnacht anfertigen lassen, neun davon wurden erstmals öffentlich vorgestellt.
Einer der Wagen zeigt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in einem abgestürzten Doppeldecker, aus dem FDP-Chef Christian Lindner bereits hinauskatapultiert wurde. Aus den Himmelsstürmern seien Bruchpiloten geworden, begründete der MCV die Darstellung.
Russlands Präsident Wladimir Putin wird als James-Bond-Schurke Blofeld dargestellt, der den nordkoreanischen Alleinherrscher Kim Jong-un in Gestalt einer weißen Perserkatze auf dem Schoß sitzen hat. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) versucht auf einem anderen Motivwagen, einer verrosteten Dampflok einen ICE-Anstrich zu verpassen. Die deutsche Bürokratie wird als nimmersatte Monsterraupe karikiert, die ihre Bürger verschlingt.
Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt ist neben Köln und Düsseldorf eine der bundesweit wichtigsten Fastnachtshochburgen. Zum Rosenmontagsumzug werden nach MCV-Schätzungen rund 600.000 Besucher erwartet. Die Stadt Mainz hat vor dem Hintergrund vergangener Anschläge ihre Sicherheitsvorkehrungen erneut verstärkt.
In Köln startet der Rosenmontagszug am kommenden Montag um zehn Uhr. An der 7,5 Kilometer langen Zugstrecke durch die Innenstadt werden Hunderttausende Jecken erwartet.