Greenpeace: Mikroplastik verschmutzt Rhein an Industrieanlagen
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Dormagen, Hamburg (epd).

Der Rhein zwischen Köln und Düsseldorf wird der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge offenbar durch den Chemiepark Dormagen zusätzlich mit Mikroplastik verschmutzt. Messungen deuteten zudem auf eine Zunahme der Verschmutzung in den vergangenen Jahren hin, erklärte Greenpeace. Die Hamburger Organisation verwies auf Ergebnisse einer zweitägigen Recherche mit Wasserprobenahme.

Die Umweltschützer haben nach eigenen Angaben in sechs Wasserproben flussaufwärts des Chemieparks durchschnittlich 1,1 fabrikneue Mikroplastikpartikel pro Kubikmeter Wasser gefunden. Flussabwärts des Chemieparks seien es bis zu 1,7 Partikel pro Kubikmeter gewesen. Die Partikel stammten somit wahrscheinlich aus industriellen Produktionsabläufen. Stellenweise sei die Verschmutzung rund doppelt so hoch wie 2020 gewesen, als Greenpeace erstmals einen Report über die Belastung des Rheins mit Mikroplastik veröffentlichte, hieß es.

Bereits im vergangenen Jahr befassten sich Wasserschutzpolizei, Staatsanwaltschaft und Landtag mit zwischen Köln und Dormagen angeschwemmten Plastikpellets am Ufer. Das Umweltministerium räumte damals auf eine parlamentarische Anfrage hin ein, nicht über die notwendigen standardisierten Verfahren zur Erfassung von Mikroplastik in Umweltproben zu verfügen. Deshalb sei die Zuordnung zu einem bestimmten Verursacher nicht möglich. Über eine Kontrolle von Direkteinleitungen hinaus erfolge keine gesetzliche Regel-Überwachung möglicher Mikroplastikeinträge über den Abwasserpfad, hieß es in der Antwort des NRW-Ministeriums.

Bei den nun aktuell von Greenpeace erhobenen Stichproben wurden auch linsenförmige Plastikpartikel mit weniger als 0,5 Millimeter Durchmesser gefunden. Diese seien nicht zuzuordnen, hieß es. Im Durchschnitt fanden sich 0,11 Partikel pro Kubikmeter. Das Ergebnis lasse vermuten, dass es sich um Rückstände aus einer industriellen Produktion handelt, erklärte Greenpeace. Die Umweltorganisation schätzt die tägliche Fracht Richtung Nordsee auf 258 Millionen Partikel.

Julios Kontchou, Ökotoxikologe von Greenpeace, nannte es besorgniserregend, dass sich die Belastung des Rheins durch Mikroplastik vermutlich verschlimmert habe und sich Partikelarten finden ließen, die bisher unbekannt waren. „Das NRW-Umweltministerium muss endlich feststellen, woher die Mikroplastikpartikel im Rhein stammen, und die Verschmutzung beenden“, forderte er.

Bereits im Herbst 2020 hatte Greenpeace in Wasserproben aus dem Flussabschnitt durchschnittlich 0,63 fabrikneue Mikroplastikpartikel pro Kubikmeter Wasser gefunden. Besonders stark sei die Belastung im Bereich des Chemparks Dormagen, hieß es damals. Die tägliche Fracht Richtung Nordsee wurde auf 125 Millionen Partikel geschätzt.

Mikroplastik ist gefährlich für die Gesundheit von Tieren und Menschen. Chemikalien können an den Kunststoffpartikeln anhaften und von Wasserorganismen wie Plankton, Muscheln oder kleinen Fischen aufgenommen werden.