Gedenkstätte Stalag: Erinnerung an Gefangene auch digital wachhalten
s:138:"Sowjetischer Ehrenfriedhof im ostwestfälischen Stukenbrock-Senne, auf dem ehemalige Kriegsgefangene des Lagers "Stalag 326" begraben sind";
Sowjetischer Ehrenfriedhof im ostwestfälischen Stukenbrock-Senne, auf dem ehemalige Kriegsgefangene des Lagers "Stalag 326" begraben sind
Bielefeld, Münster (epd).

Die zukünftige Gedenkstätte „Stalag 326 (VI K) Senne“ in Schloß Holte-Stukenbrock soll die Erinnerung an das größte deutsche Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg auch durch digitale Formate wachhalten. Durch den digitalen Raum könnten auch Personengruppen erreicht werden, die sonst die Gedenkstätte nicht besuchen könnten, erklärte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster. Nach den Plänen von Bund, Land Nordrhein-Westfalen und LWL soll der bisherige Gedenkort für sowjetische Kriegsgefangene bis 2029 zu einer nationalen Gedenkstätte ausgebaut werden.

Auf einer Tagung in Bielefeld hatten Fachleute und Ehrenamtliche zuvor diskutiert, wie das Thema der Gedenkstätte vermittelt werden könnte. Der LWL-Historiker Christoph Herkströter sagte, das Stalag 326 könne rückblickend nicht auf einen klar umzäunten Bereich begrenzt werden. Die Kriegsgefangenen seien überall im heutigen NRW präsent gewesen. Damit sei auch die Behandlung der meist sowjetischen Insassen nicht auf das grausame Leben im Stalag in Schloß Holte-Stukenbrock beschränkt gewesen, erläuterte Herkströter.

Etwa 300.000 Gefangene durchliefen von 1941 bis 1945 das „Stammlager 326“ (Stalag) der Nationalsozialisten. Von dort aus wurden sie zur Zwangsarbeit im Ruhrbergbau sowie in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt. Schätzungen zufolge starben etwa 65.000 Menschen aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen in dem Lager, in einem nahe gelegenen Lazarett und in den Arbeitskommandos.

Das Zusammenspiel von analoger und digitaler Vermittlung ermögliche der künftigen Gedenkstätte, mit neuen Besuchergruppen in Austausch zu treten, erklärte der Historiker Herkeströter. Zugleich werde man versuchen, „die Schicksale der Kriegsgefangenen nachzuverfolgen und zu verorten“. Digitale Formate böten ein enormes Potenzial, historische und politische Bildungsarbeit zu begleiten. Doch könnten sie einen Besuch der Gedenkstätte „mit der Aura des Vor-Ort-Geschehenen“ nicht ersetzen.