![s:166:"Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts Allensbach im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung sind Verschwörungstheorien besonders unter TikTok-Nutzern verbreitet.";](/sites/default/files/schwerpunktartikel/S250206219L-1.jpg)
Bis zu einem Drittel der Bevölkerung in Deutschland ist offenbar ansprechbar für Verschwörungserzählungen. Zwar sei der Verschwörungsglaube nach Ende der Corona-Beschränkungen offenbar leicht zurückgegangen, erklärte die Bertelsmann Stiftung in Gütersloh bei der Veröffentlichung einer neuen Studie im Rahmen des „Religionsmonitors“. Zugleich sei jedoch das politische Misstrauen gewachsen.
Der Studie zufolge hielten im vergangenen Jahr 28 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland es für wahrscheinlich, dass geheime Organisationen großen Einfluss auf die Politik ausüben. Zwei Jahre zuvor waren es noch 33 Prozent gewesen. 17 Prozent glauben, es könnte gut sein, dass der Staat alle Bürgerinnen und Bürger genau überwacht. Zwei Jahre zuvor betrug der Anteil noch 27 Prozent. „Dieser starke Rückgang ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Lockerung der Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie zurückzuführen“, erklärte Expertin für Religion und Zusammenhalt bei der Bertelsmann Stiftung, Yasemin El-Menouar. Das Risikopotenzial könne jedoch aktiviert werden, wenn erneut eine tiefgreifende Krise eintrete.
Insgesamt sei der Anteil der Menschen in Deutschland mit einer verschwörungsideologischen Neigung zurückgegangen. Wenn jedoch der Anteil der Befragten hinzugerechnet werde, der diese Aussagen zumindest nicht für unwahrscheinlich hält, seien bis zu 60 Prozent der Bevölkerung für Verschwörungserzählungen ansprechbar, hieß es.
Größter Risikofaktor für Verschwörungsanfälligkeit sei politisches Misstrauen, erklärte die Stiftung weiter. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre sei dieses Misstrauen von 42 Prozent auf 48 Prozent der Befragten angewachsen. Ein weiterer Ausdruck des Misstrauens gegenüber gesellschaftlichen Institutionen sei eine stärker ausgeprägte Wissenschaftsskepsis.
Die gesellschaftliche Entfremdung sei eng mit einer allgemeinen Unzufriedenheit und Verdrossenheit verbunden, hieß es weiter. Mehr als jeder zweite (56 Prozent) unter den „Verschwörungsanfälligen“ habe ein allgemeines Ungerechtigkeitsempfinden geäußert. In der Gesamtbevölkerung betrage dieser Anteil 40 Prozent. Auch Menschen, die das Gefühl hätten, um ihre Sorgen kümmere sich niemand, neigten eher dazu, an Verschwörungsnarrative zu glauben.
Verschwörungstheorien sind der Studie zufolge häufiger in Milieus attraktiv, die aus verschiedenen Gründen benachteiligt sind. So sei unter den Verschwörungsanfälligen der Anteil an Menschen mit geringem Einkommen sowie mit niedriger Bildung überdurchschnittlich hoch. Auch seien Zugewanderte eher empfänglich für Verschwörungsnarrative. Eine Aufschlüsselung nach Religionszugehörigkeit zeige, dass Muslime unter Verschwörungsanfälligen überrepräsentiert seien. Hingegen seien evangelische Christen unter ihnen seltener zu finden.
Unter Verschwörungsglaube würden Einstellungen verstanden, denen zufolge angeblich geheime Organisationen den Politikbetrieb maßgeblich beeinflussten und der Staat die Bevölkerung überwache.
Die Ergebnisse der Studie „Verschwörungsglaube als Gefahr für Demokratie und Zusammenhalt. Erklärungsansätze und Prävention“ basieren nach Angaben der Stiftung auf den Daten des Religionsmonitors vom Juli 2022 sowie auf einer Nacherhebung in Deutschland im September 2024. Bei der Nacherhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa mehr als 3.000 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren. Für den Religionsmonitor 2023 hatte das Sozialforschungsinstitut infas in Deutschland 4.363 Menschen befragt.