Care: Medien berichten kaum über humanitäre Krisen in Afrika
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Von Dürre vertrocknetes Kornfeld
Bonn (epd).

Die humanitären Krisen in Afrika werden laut einem Bericht der Hilfsorganisation Care in der Öffentlichkeit nur wenig beachtet. „Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit richtet sich meist auf wenige, besonders prominente Krisen“, heißt es in dem in Bonn veröffentlichten Krisenreport der Hilfsorganisation. Besonders präsent seien im vergangenen Jahr die Krisen in Gaza und der Ukraine gewesen. Die zehn Katastrophenregionen, die am wenigsten Aufmerksamkeit in den Medien erhielten, seien seit mehreren Jahren in Folge allesamt auf dem afrikanischen Kontinent verortet.

Auf dem ersten Platz steht erneut Angola mit lediglich 1.956 Artikeln. Die schlimmste Dürre im südlichen Afrika seit über 40 Jahren habe hier 2,2 Millionen Menschen in Angola in eine unsichere Ernährungslage gebracht, hieß es in dem Report. Über die Zentralafrikanische Republik seien 4.012 Artikel erfasst worden. Hier herrsche seit mehr als zwölf Jahren eine verheerende humanitäre Krise im Zuge des Bürgerkriegs.

Auf Platz drei des Negativ-Rankings steht Madagaskar mit 5.915 Artikeln. Dort leben Care zufolge mehr als 80 Prozent der Menschen in Armut. Der Inselstaat sei stark mit den Auswirkungen der Klimakrise konfrontiert, etwa durch langanhaltende Dürren und starke Wirbelstürme. Für den Krisenreport wurden Care zufolge 5,6 Millionen Online-Artikel analysiert.

Auch Burkina Faso, Burundi, Mosambik, Kamerun, Malawi, Sambia und Niger sind auf der Liste der wenig beachteten Krisen zu finden. Von den zehn Krisen seien insgesamt rund 35 Millionen Menschen betroffen, erklärte Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von Care Deutschland. „Doch Zahlen erfassen nicht das Ausmaß des menschlichen Leids.“ In vielen der aufgeführten Krisen kämpften Mütter, Väter und Kinder täglich ums Überleben.

Zunehmend hätten die Länder in Afrika mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen, sagte Chikondi Chabvuta, Care-Beraterin für das südliche Afrika. Klimabedingte Krisen träfen nicht nur Länder wie Angola, Madagaskar, Burundi, Sambia oder Malawi. Es handele sich um ein weltweites Problem. „Doch die wirtschaftlich schwachen Länder zahlen die Rechnung dafür.“

Die Klimakrisen auf dem afrikanischen Kontinent brauchten dringend mehr Aufmerksamkeit, betonte Chabvuta. Die Menschen benötigten Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen klimatischer Veränderungen. „Wenn die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika nicht in den Schlagzeilen auftauchen, werden die Menschen dort vergessen.“ Eine dieser kaum beachteten Umweltkatastrophen seien im vergangenen Jahr zum Beispiel die Überschwemmungen in Burundi gewesen, berichtete der dortige Care-Länderdirektor Juvenal Afurika. Davon seien 298.000 Menschen einer armen Region betroffen, die durch die Flut ihre wenigen Habseligkeiten verloren hätten.

Es sei nicht allein die Schuld der Medien, dass Krisen vernachlässigt werden, hieß es in dem Bericht. Die Verantwortlichkeiten seien vielfältig. Care forderte zudem, dass Medien nicht nur über ein Krisenereignis an sich, sondern deutlich mehr über Ursachen und Lösungen der Krisen berichten sollten.

Der zum neunten Mal in Folge erschienene Care-Report stützt sich den Angaben zufolge auf eine Analyse des internationalen Medienbeobachtungsdiensts Meltwater in den Sprachen Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. September 2024. Aus einer Liste von 43 humanitären Krisen, die mindestens eine Million Menschen betreffen, wurden die zehn Katastrophen ermittelt, die die geringste mediale Aufmerksamkeit erhielten.