Er zeigt auf Instagram einen Feuersalamander oder lässt einen Frosch aus der Hand zurück in den Wald springen: der Baden-Württemberger Achim Klausner, als «Förster Klaus» im Internet unterwegs und im Juli als «Förster des Jahres 2024» ausgezeichnet. Er ist als Forstrevierleiter für den Holzgerlinger Stadtwald sowie den Schönaicher Gemeindewald im Landkreis Böblingen zuständig. Den Deutschen Waldpreis in der Kategorie «Förster des Jahres» erhielt er auch deshalb, weil er der «Generation Z», Jugendlichen und jungen Erwachsenen, digital den Wald lieb machen möchte.
«Ob Waldpädagogik mit einer Schulklasse oder eben per Instagram - ich finde es schön, wenn der Wald ein Thema ist und Leute sich darüber austauschen», sagt der 48-Jährige und setzt sich im Gespräch auf ein paar Baumstämme, die im Wald aufgestapelt sind. Das Wissen über Zusammenhänge in der Natur nimmt seiner Meinung nach ab: «Früher sind meine Eltern mit mir oft in den Wald gegangen und man hat dort viel mitbekommen. Heute wissen viele Kinder nicht einmal mehr, dass aus einer Raupe ein Schmetterling entsteht.»
Auf Instagram zeigt er Jugendlichen und jungen Erwachsenen darum seine Arbeit. Er stellt Tiere wie die Raupen des Eichenprozessionsspinners oder Forstmaschinen wie den Rückezug beziehungsweise Tragschlepper vor, der Baumstämme aufladen und transportieren kann. Oder er lässt seine rund 8.700 Follower rätseln, was das für ein schepperndes Geräusch in seinem Auto ist. Antwort: Eine leere Spraydose mit Forstmarkier-Farbe für Bäume - ein Rätsel, das 149.000 Mal aufgerufen wurde.
Schon als Jugendlicher wusste Klausner, dass er gerne Förster werden möchte. Sein Vater war Hobbyjäger und nahm ihn als Kind öfter mit in den Wald, er selbst war bei den Pfadfindern - das hat wohl dafür gesorgt, dass es ihn auch beruflich in den Wald zog, wie er erzählt.
Die größten Herausforderungen für den Wald sieht er aktuell in der Globalisierung und in den Wetterextremen. «Durch die Globalisierung kann ein Schadinsekt aus einem anderen Kontinent kommen, das unsere Waldbäume bisher nicht kannten und auf das sie nicht eingestellt sind.» Als berühmtes Beispiel nennt er das «Falsche Weiße Stengelbecherchen» - ein Pilz, der aus Japan stammt und eine Krankheit auslöst, das «Eschentriebsterben», was in den meisten Fällen zum Absterben des Baumes führt. «Der Pilz, der vor etwa 25 Jahren eingeschleppt wurde, sorgt dafür, dass die meisten unserer Eschen fehlen.»
Auch Folgen des Klimawandels, Wetterextreme wie Hagel oder drei heiße Sommer hintereinander mit langen Trockenzeiten, machten den Bäumen zu schaffen. Trotz allem ist Achim Klausner vorsichtig, den Begriff «Waldsterben» zu verwenden. «Ja, es sterben Individuen, einzelne Bäume und Baumarten, das ist nicht schön, aber der Wald, die Fläche, die bleibt erst einmal und lebt weiter.»
Dass er mit dem Preis «Förster des Jahres», vergeben von der Publikation «Forstpraxis.de», ausgezeichnet wurde, ist für Klausner nicht selbstverständlich: «Ich habe auch bei der Preisverleihung gesagt, dass ich Gott dafür dankbar bin», erklärt der überzeugte Christ. Für ihn sei es wichtig, die Schöpfung zu bewahren.
Aber ein Überbehüten des Waldes, ein «Käseglockendenken» hält er für den falschen Ansatz. In der Bibel stehe auch etwas von «Saat und Ernte, die nie vergeht». Dies ermutige ihn, den Rohstoff Holz in einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Maß zu nutzen und im Wald nicht nur alles sich selbst zu überlassen. «Wenn ein Baum reif ist, dann darf er auch mal geerntet und zu einem schönen Tisch oder Parkett verarbeitet werden.»
Denn in der Forstwirtschaft geht es neben Waldschutz um die Produktion von Holz. Der Nettoumsatz der Branche lag 2022 in Deutschland bei rund 2,3 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums 70,6 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen. Es wachse jedoch kontinuierlich mehr nach als geschlagen werde.
Fragt man den Waldliebhaber Achim Klausner nach einem Wunsch, geht es ihm allerdings nicht zuerst um Bäume, sondern um Menschen: dass die Waldarbeiter in seinem Revier einen Forsthof bekommen, in dem es sich auch bei schlechtem Wetter arbeiten lässt, mit Waschgelegenheiten und Duschen. Denn auch im Wald ist der Fachkräftemangel zu spüren, und ein schöner Arbeitsplatz sei wichtig, um Mitarbeiter zu finden und zu halten.