Wer Liebe im Alltag erleben möchte, sollte der Paarbeziehung immer wieder absolute Priorität einräumen, ist der Seelsorger und Paartherapeut Hans Jörg Forster (Winterthur) überzeugt. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärt er, was es mit dem «Herzkreislauf der Liebe» auf sich hat und gibt einen praktischen Beziehungstipp, den jedes Paar direkt umsetzen kann.
epd: Am 14. Februar ist Valentinstag: Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht dieser Tag für die Beziehung von Paaren?
Hans Jörg Forster: Also ehrlich gesagt finde ich, dass die restlichen 364 Tage des Jahres wichtiger sind für ein Paar. Was soll der Romantik-Hype an einem Tag, der ohnehin nur dafür sorgt, dass sich die meisten schlecht fühlen, weil sie hinter dem vermeintlichen Romantikideal hinterherhinken? Besser ist es doch, der Liebe im Alltag zum Durchbruch zu verhelfen. Auf die Partnerin oder auf den Partner zu achten trotz überfülltem Terminkalender, das ist gelebte Alltagsromantik! Wenn die Beziehung so wichtig ist, dass sie ab und zu exklusives Vorfahrtsrecht genießt - gegenüber der nie enden wollenden Arbeit, den anspruchsvollen Kindern, dem geselligen Nachbar ...
epd: Sie sprechen in Ihrem neuen Beziehungsratgeber mit dem Titel «Eure Partnerschaft. Deine Herzenssache» (SCM-Hänssler Verlag, Holzgerlingen) vom «Herzkreislauf der Liebe» - was kann man sich darunter genau vorstellen?
Forster: Liebe ist wie der Blutkreislauf lebensnotwendig. So gibt der Körper mit den verschiedenen Organen, die am Blutkreislauf beteiligt sind, ein prima Beispiel dafür, worauf es auch in der Liebe ankommt: Das Herz, das sich täglich entscheiden muss, den Kreislauf der Liebe in Gang zu setzen. Die Lunge steht für den frischen Atem und den Sauerstoff, den wir bekommen, wenn wir über uns selbst nachdenken und bereit sind, alte Glaubenssätze loszulassen und Veränderungen zuzulassen.
Die Muskulatur des Körpers steht für die Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Loslassen, aber auch Festhalten. Denn auch wenn es paradox klingt: Liebe ist Loslassen und Festhalten zugleich. Freiheit und feste Verbundenheit zwischen zwei Partnern sind Voraussetzung dafür, dass Liebe zwischen ihnen erlebt wird. Die Nieren wiederum stehen für Reinigung und Vergebung - die Fähigkeit, belastende Erfahrungen loszulassen, um hoffnungsvoll in eine gemeinsame Zukunft gehen zu können.
epd: Haben Sie noch einen Beziehungstipp, den jedes Paar ganz praktisch und direkt umsetzen kann?
Forster: Ja. Lassen Sie alle Umerziehungsversuche des Gegenübers bleiben, unbedingt! Stattdessen empfehle ich Ihnen, bei sich selbst anzufangen und veränderungs- und lernbereit zu sein. Das heißt konkret: Lassen Sie ihr Recht, recht zu haben, los und halten Sie trotz der Spannung - denn Sie sollten auch nicht gleich und immer nachgeben - an Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner fest. Und geben Sie ihm oder ihr das auch deutlich zu verstehen, zum Beispiel mit einer sanften Berührung. Manche Probleme lösen sich in einer solch aufrichtigen und zugewandten Atmosphäre über Nacht.