Glaube ans Jenseits ist so alt wie die Menschheit
Scheibenfibel
Scheibenfibel mit almadin-Einlagen und Runeneinschrift aus Bad Krotzingen, 6. Jahrhundert.
Ausstellung zeigt Grabbeigaben aus Südbaden
Freiburg (epd)

Schmuck, Waffen oder ein Amulett - Grabbeigaben erzählen, was Menschen auf ihrer «letzten Reise» begleitete. Die Ausstellung im Archäologischen Museum «Colombischlössle» in Freiburg «Himmel und Erde - Frühmittelalterliche Schätze für die Ewigkeit», die ab 4. Juli zu sehen ist, befasst sich mit der Glaubenswelt des frühen Mittelalters. «Die Tradition, Tote gut zu bestatten, ist uralt», sagte die Museumsdirektorin, Helena Pastor Borgoñón,  gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd).

In der neu gestalteten Schatzkammer des Regionalmuseums sind frühmittelalterliche Funde aus Südbaden thematisch geordnet ausgestellt. Symbolisch verbunden über die Gräber und die Vorstellungen vom Jenseits sind somit «Himmel und Erde». Die rund 300 Objekte stammen aus dem 5. bis 7. Jahrhundert, einer Übergangszeit, wie die Archäologin betonte.

Die Grabbeigaben erlauben Rückschlüsse auf damalige Bestattungsrituale und geben einen Einblick in die Vorstellungen der Zeit. Traditionelle Riten, welche die soziale Stellung, Reichtum auch über den Tod hinaus betonten, lösten die Verehrung des Heiligen Römischen Reiches ab. Repräsentativ etwa war die festliche Kleidung Verstorbener oder aufwendige Grabbauten.

Frauen erhielten Schmuck, Männer oft Waffen oder eine Reitausrüstung. Kräuter sollten böse Geister vertreiben, Amulette vor Schaden und bösen Geistern schützen. Mit der Zeit finden sich immer mehr Belege für die Ausbreitung christlichen Glaubens in den Gräbern. Reiterausrüstungen waren mit Ziereisen zusammengehalten, auf denen christliche Zeichen eingearbeitet waren. «Christogramme» waren in Waffen graviert, Gürtelschnallen mit einem Kreuz versehen.

Vom Aufkommen christlichen Glaubens zeugt auch ein Goldblattkreuz aus dem 7. Jahrhundert aus Biengen. Es wurde vermutlich auf ein Leichentuch genäht, das den Körper des Toten bedeckte. «Im Laufe der Zeit verschwinden dann die Grabbeigaben», sagte Pastor Borgoñón. Nach christlicher Vorstellung braucht es im Jenseits nichts Materielles.

Die Gegenstände sind Dauerleihgaben des Landes Baden-Württemberg. Die Kuratorin, Anita Scheuerle, konzipierte die ehemalige Ausstellung in der Schatzkammer des Archäologischen Museums neu. «Grabfunde mit Hinweisen auf Jenseitsvorstellungen wurden in eine bestimmte Epoche eingebettet», erläuterte sie das Konzept. Eine Brücke zur Gegenwart schlägt die Ausstellung in der letzten Vitrine. Talismane, Schutzengel und Glücksbringer sind bis heute in allen Religionen verbreitet: Bernstein gegen Zahnungsschmerzen bei Babys, der Heilige Christopherus als Bewahrer vor dem plötzlichen Tod, das Nazar-Auge gegen den «bösen Blick», das vor allem im östlichen Mittelmeerraum und im nahen Orient verbreitet ist.

«Was wir im Glauben suchen, ist menschlich und zeitlos», resümierte Pastor Borgoñón. Die Museumsdirektorin ist überzeugt, dass diese Suche im Glauben «sogar politisch wichtig» sei. Was wir im Glauben zu finden suchen, sei, «was uns in der Tiefe verbindet». Seit 2009 gestaltet das Archäologische Museum «Colombischlössle» die Dauerausstellung zu Themen aus der Stein-, Eisen-, Bronze- und Römerzeit sowie dem Frühmittelalter neu. Mit der Eröffnung der Schatzkammer ist der Prozess abgeschlossen. Das Archäologische Museum «Colombischlössle» ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

 

Von Susanne Lohse (epd)